Viele wollen ihren Urlaub am Meer und in der Sonne verbringen. Auch wenn wir nicht verreisen verbringen wir während der Sommermonate mehr Zeit im Freien und in der Sonne. Doch immer mehr Menschen können die Sonne nicht unbeschwert genießen weil sie unter Sonnenallergie zu leiden. Was können wir neben Sonnenschutzmitteln mit hohen Licht-schutzfaktoren, Sonnenhüten und Kleidung tun, um nicht allergisch auf die Sonne zu reagieren?
Sonnenallergie – polymorphe Lichtdermatose
Sonnenallergie wird nach ICD-10 (Internationale Klassifikation von Krankheiten) als polymorphe Lichtdermatose bezeichnet. Damit sind verschiedene Hautkrankheiten gemeint, die durch Einwirkung von Licht entstehen. Die Ursachen sind nicht ausreichend geklärt, allerdings geht man davon aus, dass sie vor allem durch UVA-Strahlen ausgelöst werden.
Abzugrenzen ist sie von der photoallergischen Dermatitis, bei der zunächst eine Sensibilisierung der Haut durch verschiedene Substanzen (bsp. Medikamente) statt gefunden hat, die dann unter UVA-Bestrahlung bzw. Sonnenlicht zu allergischen Reaktionen der Haut führen.
Die Hautreaktionen bei Sonnenallergie können unterschiedlich sein. Meist sind zunächst Rötung, dann Knötchen- und Bläschenbildung der Haut zu beobachten. Vor allem bei weiterer Sonnenexposition können sich größere Blasen bilden die unter blau-violetter Verfärbung abheilen. Oft Bestehen Juckreiz und Berührungsempfindlichkeit der betroffenen Hautregionen.
Meiden von Sonnenlicht und Benutzung von Sonnencremes bringt auch Nachteile
Sonnenallergien treten besonders im Frühjahr auf, wenn die Haut noch nicht an das Sonnenlicht gewöhnt ist. Hier macht es Sinn, sich langsam an die Sonne zu gewöhnen und Sonnenschutzmittel auf die Haut aufzutragen. Das macht ohnehin Sinn, um Sonnenbränden vorzubeugen, die zu einem erhöhten Hautkrebsrisiko führen können. Dass die UV-Strahlen der Sonne Hautkrebs verursachen können, gilt mittlerweile als unbestritten. Dass durch Einwirkung von UV-Strahlen in der Haut Vitamin D produziert wird ist ebenso eine medizinische Tatsache. Neuere Studien haben ergeben, dass immunregualtorischen Eigenschaften von Vitamin D die Entstehung von Hautkrebs verhindern können (Burns et al, 2015). Dies ruft die Forscher erneut auf den Plan. UV-Strahlen können zwar einerseits Hautkrebs auslösen, aber durch das durch sie gebildete Vitamin D wiederum davor schützen.
Eine ähnlich paradoxe Situation lässt sich bei der Entstehung der Sonnenallergie vermuten. Kann sie durch Vitamin D und dadurch indirekt durch die Sonne selbst gelindert werden? Fakt ist, durch seine regulierende Wirkung auf das Immunsystem kann Vitamin D allergische Reaktionen minimieren.
Kann Vitamin D vor Sonnenallergie schützen?
Neben der Haut hat man auch in anderen Organen und Geweben Vitamin D-Rezeptoren nachweisen können. Für die Wirkung von Vitamin D auf diese Rezeptoren konnten immunsystemregulierende Eigenschaften nachgewiesen werden. Nun ist das Immunsystem nicht nur für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig, es schützt den Körper auch vor der Entstehung von Krebs und ist an der Entgiftung von Schadstoffen beteiligt. Ein fehlgeleitetes Immunsystem kann hingegen zur Entstehung von Allergien, Autoimmunkrankheiten oder gar Krebs führen.
Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D kann Studien zufolge zum Schutz vor Krebs (Wu, 2015), Autoimmunkrankheiten (Kfoczyńska, 2015) und Allergien (Movahedi, 2015) beitragen.
Speziell zum Thema Sonnenallergie wurden bisher keine Studie bezüglich Vitamin D durchgeführt. Da es sich jedoch um eine allergische Reaktion und somit eine Störung des Immunsystems handelt, ist eine regulierende Wirkung von Vitamin D zu erwarten. Interessanterweise berichten viele Betroffene, dass ihre Sonnenallergie von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Die vermehrte Verwendung von hohen Sonnenschutzfaktoren verhindert eine ausreichende Bildung von Vitamin D in der Haut. Der Vitamin D-Mangel verstärkt dann sehr wahrscheinlich die Symptome. (-> Lesen Sie mehr zu Vitamin D!)
Vitamin D-Spiegel messen lassen
Am besten man lässt seinen Vitamin D-Status von einem Arzt oder Heilpraktiker bestimmen. Hierzu reicht eine einfache Blutprobe aus, die dann im Labor analysiert wird. (-> Vitamin D-Status bestimmen lassen). Hierzu sollte das sogenannte 25-OH-Vitamin D3 im Serum bestimmt werden. Dieses ist die Speicherform des Vitamin D und gibt Aufschluss über die längerfristige Versorgung mit Vitamin D.
Wichtig ist es, den Vitamin-Spiegel im Sommer und im Winter messen zu lassen. Während der Spiegel im Sommer aufgrund des Sonnenescheins bei den meisten Mitteleuropäern zumindest annährend den Normwert erreicht, liegt er bei etwa 80% im Winter zum Teil deutlich unter dem Soll.
Entsprechend der Testergebnisse empfiehlt es sich dann schon im Winter mit einer oralen Vitamin D3 Substitution zu beginnen.
Bei Vitamin D-Mangel reicht die normale Tagesdosis nicht aus
Ein Großteil des Vitamin D-Bedarfs wird in der Haut durch Sonnenlicht (v.a. durch UVB-Strahlen) gebildet. Durch Sonnenlicht können in der Haut täglich bis zu 20.000 i.E. (500 μg) gebildet werden. Eine Gefahr der Überdosierung besteht hier nicht, denn der Körper stellt die Produktion ein, wenn die Speicher gefüllt sind. Über Nahrungsmittel nehmen wir meist nur einen Bruchteil dessen auf. Allein tierische Leber oder Lebertran sind so Vitamin D-reich, dass man ähnliche Werte wie durch Sonnenbestrahlung erreichen kann. Allerdings besteht hier die Gefahr der Überdosierung, wenn wir die orale Aufnahme fortführen obwohl die Speicher bereits gefüllt sind.
Zu beachten ist, dass die empfohlene Tagesdosis von etwa 5-15 μg (200 – 600 i.E.) nicht aus reicht um einen Mangel zu beseitigen. Eine tägliche Einnahme von 50-100 μg (2.000 – 4.000 i.E.) ist empfehlenswert. Allerdings hat die Praxis gezeigt, dass bei bestehendem Mangel deutlich höhere Dosierungen erforderlich sein können. So konnte ich bei einem Patienten der während des Winters täglich 2.000 i.E. einnahm keine ausreichende Verbesserung seines Vitamin D-Mangels im Blutbild nachweisen.
Patienten die über mehrere Wochen 20.000 i.E. und mehr täglich genommen haben, schildern positive Ergebnisse. Da hier die Gefahr der Überdosierung besteht, sollte die Einnahme von einem Arzt oder Heilpraktiker begleitet und zeitlich begrenzt durchgeführt werden. Bei der Anwendung höherer Dosen Vitamin D sollte zeitgleich Vitamin K2 eingenommen werden. Dieses hilft das durch Vitamin D vermehrt ins Blut aufgenommene Kalzium in den Knochen einzubauen und so eine Kalzium-Überladung des Blutes zu verhindern. Vitamin K2 kann in Dosierungen zwischen 100 und 400 μg eingenommen werden, abhängig von der zugeführten Vitamin D Menge.
Vitamin A schützt und regeneriert die Haut
Vitamin A (Retinol) ist wichtig für Wachstum, Funktion und Aufbau von Epithelgeweben und somit wichtig für die Gesundheit von Haut und Schleimhäuten. Die Regenerationsfähigkeit von Haut und Schleimhäuten wird insgesamt durch Vitamin A erhöht, DNA-Schäden der Haut beugt es vor. Mit Hilfe von Vitamin A regeneriert sich die Haut schneller von der Wirkung der Sonnenstrahlen und den Folgen einer Sonnenallergie.
Der tägliche Bedarf von Vitamin A liegt bei 0,8 – 1,0 mg (2.600 – 3.300 i.E.). Einen medizinischen Nutzen erreicht man mit einer Dosis von etwa 3 mg (10.000 i.E.) pro Tag. Die tägliche Einnahme von 10.000 bis 20.000 i.E. täglich über einen längeren Zeitraum hat sich als sicher erwiesen. Mit Ausnahme von Schwangeren, sie sollten eine tägliche Menge von 8.000 bis 10.000 i.E. nicht übersteigen.
Zur vorbeugenden Behandlung einer Sonnenallergie sollte mit einer täglichen Einnahme von 10.000 i.E. Vitamin A bereits einige Wochen vor dem Sonnenbaden gegonnen werden. Alternativ zu Supplements können auch vermehrt Vitamin A und Beta-Carotin –haltige Lebensmittel verzehrt werden. Während Tagen an denen man sich intensiver Sonnenbestrahlung aussetzt können dann zwischen 10.000 und 20.000 i.E. genommen werden.
Vitamin A und D ergänzen sich in ihrer Wirkung
Vitamin D wirkt auf sogenannte Vitamin D-Rezeptoren (VDR) der Zellen und beeinflusst auf dieses Weise den Zellstoffwechsel. Für seine Rezeptorbindnung braucht Vitamin D geringe Mengen Vitamin A, weswegen beide Vitamine zusammen genommen werden sollten.
Vitamin A und D wirken zudem beide regulierend auf das Immunsystem. Vitamin A fördert die zelluläre Abwehr und die Bildung von Antikörper und unterstützt damit auch die Infektabwehr. Vitamin D hat immunsuppressive Wirkungen und vermindert über schießende Immunreaktionen bei Allergien oder Autoimmunkrankheiten. Damit haben beide Vitamine zum Teil antagonistische (entgegengesetzte) Wirkungen und sollten so in Balance gehalten werden (Ruiter, 2015). Da es sich bei der Sonnenallergie um eine fehlgeleitete Immunreaktion handelt, ist das Ziel wieder eine balancierte Wirkung zu erreichen.
Vitamin-Status testen lassen vor der Einnahme und zur Verlaufskontrolle
Zum Einen sollte geprüft werden ob überhaupt ein Mangel an einem der beiden Vitamine vorliegt, der eine Supplementierung notwendig macht. Zum anderen sollten aufgrund der sich gegenseitig balancierenden Wirkung auf das Immunsystem die Serumwerte beider Vitamine vor der Einnahme und einige Monate nach Beginn der Einnahme zur Verlaufskontrolle noch einmal getestet werden. So können auch Überdosierungen durch eine langfristig zu hohe Zufuhr vermieden werden. (-> Vitamin-Status testen lassen)
Sollten in der Zeit der Supplementierung Symptome auftreten wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schmerzen der Extremitäten, Schwindel, Durchfall, Verstopfung oder Bauchkrämpfe muss an eine Überdosierung gedacht werden. Es sollte umgehend ein Arzt oder Heilpraktiker konsultiert werden.
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Quellen:
Burns, EM u.a.: Vitamin D and skin cancer (Vitamin D und Hautkrebs). Photochem Photobiol. 2015 Jan-Feb;91(1):201-9. doi: 10.1111/php.12382. Epub 2014 Dec 8. Link zur Studie
Das Gesundheitsplus: Vitamin A (Retinol und Carotinoide). Online-Link
Movahedi, M. u.a.: Vitamin d deficiency in chronic idiopathic urticaria (Vitamin D-Mangel bei chronisch idiopathischer Urtikaria). Iran J Allergy Asthma Immunol. 2015 Apr;14(2):222-7. Link zur Studie
Kfoczyńska, M. u.a.: The role of vitamin D in multiple sclerosis (Die Bedeutung von Vitamin D in Multipler Sklerose). Postepy Hig Med Dosw (Online). 2015 Apr 8;69:440-6. Link zur Studie
Wu, X. u.a.: Role of Vitamin D Metabolism and Activity on Carcinogenesis (Die Rolle von Vitamin D-Stoffwechsel und –Aktivität bei der Entstehung von Krebs) Oncol Res. 2015;22(3):129-37. doi: 10.3727/096504015X14267282610894. Link zur Studie
Beckenbach, L. u.a.: Retinoid treatment of skin diseases. (Behandlung von Hauterkrankungen mit Retinoiden). Eur J Dermatol. 2015 Jun 12. [Epub ahead of print]. Link zur Studie
Ruiter, B. u.a.: Vitamins A and D have antagonistic effects on expression of effector cytokines and gut-homing integrin in human innate lymphoid cells (Vitamin A und D haben antogonistische Wirkungen bei der Expression von Effektor-Zytokinen und darmassoziierten angeborenen lymphatischen Zellen) Clin Exp Allergy. 2015 Jul;45(7):1214-25. doi: 10.1111/cea.12568. Link zur Studie
2 thoughts on “Sonnenallergie vorbeugen und behandeln mit Vitaminen”
Ob Nahrungserg nzungsmittel mit Vitamin E, Beta-Carotin und Kalzium einer Sonnenallergie vorbeugen, konnten Studien noch nicht zweifelsfrei nachweisen.
Das ist richtig. Auch bezüglich der Wirkung von Vitamin D gibt es zwar noch keine speziellen Studien aber zahlreiche positive Patientenberichte. Zudem ist die immunsuppressive Wirkung von Vitamin D bekannt, wie positive Studienergebnisse in der Therapie von Autoimmunkrankheiten und Allergien zeigen. Es liegt also nahe, dass Vitamin D die Allergieneigung der Haut auch gegenüber UV-Strahlen reduziert. Wissenschaftliche Studien der Wirkung von Vitamin D auf Lichtdermatosen wären wünschenswert.