Heute Morgen gibt es eine gute Nachricht für alle Kaffee-Trinker. Koffein hilft gegen Stress!
Ein internationales Forscherteam unter der Beteiligung der Universität Bonn hat herausgefunden, dass Koffein im Gehirn Rezeptoren blockiert die für die typischen Stresssymptome verantwortlich sind. Sie konnten zeigen, dass unter dem Einfluss von Koffein Stresssymptome wie Konzentrationsstörungen und depressive Verstimmungen seltener auftreten.
Adenosinrezeptors „A2A“ ist an Stressreaktionen beteiligt
Die Forscher wiesen nach, dass bei Stress der Adenosinrezeptor „A2A“ im Gehirn hochreguliert wird und damit zur Stresssymptomatik beiträgt. Ähnlich der Wirkung von Hormonrezeptoren reagiert der Adenosinrezeptor auf bestimmte Signalmoleküle und löst damit Reaktionen im Inneren der Zelle aus. Neben verschiedenen anderen Stoffen kann Koffein hier als Signalmolekül wirken und den Rezeptor wieder herunter regulieren.
Koffeingenuss als “Eigenbehandlung” der Stressgeplagten
Die Forscher stellten für ihre Versuche zwar einen synthetischen Stoff her der nebenwirkungsärmer als Koffein sein sollte, dennoch sei die stressreduzierende Wirkung von Koffein durch die Untersuchungen bestätigt worden. Laut Professor Müller sei der verstärkte Genuss von Kaffee und schwarzem Tee von Menschen die unter Stress stünden so etwas wie eine “Eigenbehandlung der Betroffenen“. Auch wenn Koffeingenuss in größeren Mengen mit Nebenwirkungen verbunden sei, könne gegen ein paar Tassen Kaffee oder Tee am Tag bei ansonsten gesunden Personen nichts einzuwenden sein.
Chronischer Stress macht krank
Auch wenn diese Ergebnisse den leidenschaftlichen Kaffee-Trinker freuen dürften, steht außer Frage dass chronischer Stress krank macht. Auf der einen Seite ist der Adenosinrezeptor für die nervalen und psychischen Reaktionen von Stress, wie Konzentrationsstörungen, Ängste und Depressivität verantwortlich. Doch sind auch Stoffwechselstörungen als Folge von langanhaltendem Stress bekannt.
Kritisch anzumerken ist, dass die erwähnte Studie ein koffeinähnliches synthetisches Präparat zur Behandlung von chronischem Stress propagiert. Ein Medikament das die Symptome chronischen Stresses reduziert, dürfte zwar die Betroffenen entlasten. Allerdings könnte die Einnahme zu einer weiteren Kompensation des Stresses mit schwerwiegenden längerfristigen Problemen beitragen. Denn Stress beeinflusst nicht nur die Adenosinrezeptoren im Gehirn sondern auch die Hormonausschüttung aus den Nebennieren.
Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol
Unter momentaner Belastung, beziehungsweise akutem Stress, erhöhen sich die Adrenalin- und Cortisolwerte im Blut. Die beiden “Stresshormone” werden aus den Nebennieren ausgeschüttet und führen zur Blutdrucksteigerung mit verbesserter Durchblutung von Muskulatur und Gehirn. Daneben bewirken sie eine Steigerung des Blutzuckerwerts wodurch unseren Zellen mehr Energie bereit gestellt wird.
Dies sind zunächst gewünschte körperliche Reaktionen, denn sie machen uns leistungsfähiger. Stehen wir jedoch unter dauernder Überbelastung und chronischem Stress, führt die ständige Ausschüttung von Stresshormonen irgendwann zu einer Erschöpfung der Nebennieren. Die Insuffizienz der Nebennieren führt dann zu einer Mangelproduktion der leistungssteigernden Hormone Adrenalin und Cortisol. Die Folgen sind dauernde Müdigkeit, völlige Erschöpfung und Burn-out.
Koffein hilft kurzfristig, Stressmanagement langfristig
Während es also als sinnvoll erscheint vorübergehende Stresssituationen mit Koffeingenuss besser zu durchstehen, so führt kein Weg an einem längerfristigen Stressmanagement vorbei. Wie bei anderen Genussmitteln auch, so kippt der Genuss von einigen Tassen Kaffee in die Kompensation und Sucht, wenn man zwei Kannen und mehr braucht um sich durch den Tag zu schleppen.
Langfristig ist es wichtig an seiner Work-Life-Balance zu arbeiten. Dazu gehören gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung. Dazu gehört es auch andauernde Stressfaktoren im Berufs- und Arbeitsleben zu erkennen und dafür Lösungen zu finden.
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/116-2015 (Koffein hilft bei chronischem Stress)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=overtraining+adrenal+insufficiency (Übertrainingssyndrom und Nebenniereninsuffizienz)
2 thoughts on “Koffein gegen Stress”
Lese mich gerade durch Ihren Blog und finde ihn klasse!
Kaffee gegen Stress… ist das erste Mal dass ich das höre, und irgendwie kann ich mich damit noch nicht so anfreunden. Überall sonst wird empfohlen, bei Stress Stimulantien zu vermeiden, weil es noch mehr Stresshormone ausschüttet. Aber immer wieder spannend, andere Erkenntnisse zu lesen. Leider funktioniert der Link zur Uni Bonn nicht mehr.
Ich glaube, ich fahre weiterhin gut damit, Kaffee zu vermeiden 😀
Ja, manchmal muss man auch sein eigenen Meinungen in Frage stellen. Ich beziehe das jetzt auf meine eigene. Denn ich empfehle vielen meiner Patienten auch weniger Kaffee zu trinken oder gar zu meiden, wenn sie Stress- und Erschöpfungsprobleme haben.
Manchmal können 2 scheinbar gegensätzliche Wahrheiten richtig sein. Hier ist es eine Frage der Perspektive und speziell beim Kaffee eine Frage der Dosierung und des Zeitraums. Kurzfristig ist es richtig, dass Kaffee Stresssymptome “kompensieren” kann, da er quasi die Stresssensoren ausschaltet und man dann vorübergehend mehr Energie hat. Langfristig kann das allerdings problematisch werden, denn die Energie muss ja irgendwo herkommen. Damit stimmt es eben auch, dass Stimulanzien auf Dauer schaden können und den Körper auslaugen. Denn wenn man seinen Stress nicht spürt, macht man einfach weiter ohne sich zu schonen.
Daher Kaffee in Maßen und nicht als Kompensation.