Tinnitus ganzheitlich behandeln

Viele Menschen leiden unter Tinnitus. Die pfeifenden und brummenden Ohrgeräusche können ihnen den letzten Nerv rauben. Dabei ist es gerade ein zu viel an Stress, was die lästige Dauerbeschallung im Kopf auslöst. So kann man Tinnitus auch als Warnsignal des Körpers begreifen, endlich den Stress zu reduzieren und wieder in seine Mitte zu kommen.

Lesen Sie, welche seelischen und physischen Ursachen Tinnitus haben und was man medizinisch und naturheilkundlich dagegen tun kann.

Ohrgeräusche sind häufig

Laut einer Statistik hatten 19 Millionen Menschen in Deutschland schon einmal Ohrgeräusche, bei 10 Millionen hielten diese länger als 5 Minuten an und ca. 3 Millionen haben einen chronischen Tinnitus. Ungefähr die Hälfte von ihnen gibt an, sehr unter den chronischen Ohrgeräuschen zu leiden und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem leidet etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen gleichzeitig unter einer Hörminderung, etwas weniger als die Hälfte unter einer Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis).

Wo entsteht der Tinnitus?

Der Tinnitus entsteht nicht im Ohr, sondern im Gehirn! Tatsächlich ist es so, dass der Tinnitus häufig durch Erkrankungen des Innenohrs ausgelöst wird. So können Lärmschäden des Innenohrs durch zu laute Musik, ein plötzlicher lauter Knall oder dauerhafter Lärm am Arbeitsplatz das Innenohr schädigen. Einige der empfindlichen Sinneshaarzellen der Schnecke des Innenohrs knicken ab und senden keine Nervenimpulse mehr aus.

Dabei muss man wissen, dass für jede Frequenz von hohen zu tiefen Tönen ein bestimmter Abschnitt der Innenohrschnecke mit ihren Haarzellen verantwortlich ist. Fallen durch die Lärmschädigung nun bestimmte Abschnitte aus, kann eine Schwerhörigkeit in genau diesen Abschnitten entstehen.

Warum entsteht der Tinnitus dann im Gehirn? In der sogenannten Hörrinde des Gehirns werden Hörimpulse verarbeitet und bewusst wahrgenommen. Wird jedoch von bestimmten Abschnitten der Schnecke kein Signal mehr gesandt, „dreht das Gehirn den Verstärker hoch“ und erzeugt eine Art Übersteuerung, den Tinnitus.

Tinnitus als Phantomschmerz

Die lästigen Ohrgeräusche können also eine Art Phantomschmerz sein. Demnach handelt es sich um eine fehlerhafte Signalverarbeitung im Gehirn (Goebel u. Thora, 2002). Die durch eine Schädigung im Innenohr fehlenden Nervenimpulse werden im Gehirn durch selbst erzeugte Geräusche ersetzt. Diese Aktivität im Gehirn kann durch neurobildgebende Verfahren nachgewiesen werden. Beachtlich ist auch der Umstand, dass selbst gehörlose Menschen – die selbst mit einem Hörgerät nichts hören – einen Tinnitus haben können.

Auf der Theorie des Phantomschmerzes baut auch die Tinnitus-Retraining-Therapie auf. Durch das Prinzip der Assoziation und Habituation soll die Wahrnehmung des Tinnitus wieder „verlernt“ werden.

Tinnitus als Entzündungsprozess

Nicht jeder Tinnitus-Betroffene leidet zugleich unter einer Schwerhörigkeit – für bestimmte Frequenzen. Bei vielen sind keine Beeinträchtigungen im Audiogramm (Hörtest) zu finden, das Hören ist normal. Allein die Lautstärke des Tinnitus kann das Hören beeinträchtigen, indem sie andere Geräusche überlagert. Unter den Normalhörenden wie unter Schwerhörigen mit Tinnitus kann es gleichzeitig zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen kommen (Hyperakusis).

Histologisch handelt es sich bei den Haarzellen des Innenohrs um Sinnesepithelien. Epithelien bilden eine spezielle Zellart. Die sogenannten Oberflächenepithelien finden sich in der äußeren Schicht von Haut und Schleimhäuten. Allgemein bekannt ist, dass durch eine Überreizung von Haut und Schleimhäuten Entzündungen entstehen können, die je nach persönlicher Veranlagung, Stärke und Dauer des Reizes auch chronifizieren können.

Zum anderen weist eine neuere Studie auf immunologische Prozesse beim chronischen Tinnitus hin. „Neutrophil-to-lymphocyte ratio in patients with severe tinnitus: prospective, controlled clinical study“ (Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio bei Patienten mit starkem Tinnitus: eine prospektive, kontrollierte klinische Studie) (Ozbay, 2015). Ein verändertes Verhältnis von neutrophilen Granulozyten zu Lymphozyten weist auf ein gestörtes Immunsystem hin und findet sich bei vielen chronisch entzündlichen oder autoimmunen Erkrankungen. Zwar sagt die Studie nicht aus, ob die Störung des Immunsystems Auslöser oder Folge des Tinnitus ist, zeigt allerdings, dass hier entzündliche Prozesse am Werk sind.

Schulmedizin setzt Kortison ein

Quasi „aus Versehen“ behandelt sie Schulmedizin, so auch den Tinnitus und den Hörsturz (plötzlicher meist vorübergehender Hörverlust mit Tinnitus) im Anfangsstadium teilweise erfolgreich mit ihrer Allzweckwaffe Kortison. Warum genau das bei einer statistisch relevanten Gruppe hilft, verstehen die Ärzte selbst nicht so genau. Fakt ist, Kortison kann Entzündungsreaktionen unterdrücken und so helfen Gewebeschäden zu vermeiden. Beim chronischen Tinnitus zeigt Kortison allerdings keine signifikante Wirkung mehr.

Seltenere Tinnitus-Ursachen

Verschiedene Erkrankungen des Ohrs, die das Gehör beeinträchtigen, können einen Tinnitus auslösen. Dazu gehören Trommelfellrisse und Mittelohrentzündungen. Sie können zumeist vorübergehenden Schalleitungsstörungen führen. Heilen Sie aus, verschwindet auch der Tinnitus wieder.

Erkrankungen des Innenohrs wie Morbus Menière (chronischer Drehschwindel) oder Hörsturz (plötzlicher zeitweiser Hörverlust) gehen häufiger mit Tinnitus einher, der chronisch werden kann. Manchmal lösen auch Blockaden in der Halswirbelsäule einen Tinnitus aus, sporadisch kommen Tumore des Hörnervs (Akustikusneurinom) vor.

Morbus Menière

Über die Entstehung des Morbus Menière ist man sich bisher nicht im Klaren. Vermutet wird ein Missverhältnis der Lymphflüssigkeit im Innenohr oder eine Lösung kleiner Kristalle, die dann das Gleichgewichtsorgan im Ohr reizen. Die Betroffenen leiden unter einem anfallsweise teils heftigen Drehschwindel, so als würden sie im Karussell sitzen. Die Erkrankung geht oft mit einem mehr oder minder starken Hörverlust und Tinnitus einher.

Bei milden Verläufen sind Hörverlust und Tinnitus gering, auch die Schwindelattacken halten sich in Grenzen. In schweren Fällen kann es zu einem zunehmenden Hörverlust, starkem Tinnitus und lang anhaltenden Schwindelanfälle kommen. Manchmal kommt die Erkrankung von allein zum Stillstand.

Behandlungsversuche mit Kortison zeigen in einigen Fällen Erfolg und können das Fortschreiten der Erkrankung eindämmen. Dies legt auch hier den Verdacht nahe, dass (autoimmune) Entzündungsprozesse bei der Entstehung eine Rolle spielen.

Hörsturz

Der Hörsturz ist ein plötzlicher akuter Hörverlust meist eines, selten beider Ohren, der meist von einem Tinnitus begleitet wird. Als Auslöser kommen Knalltraumata, Durchblutungsstörungen des Innenohrs und Stress in Betracht. 70 % der Hörstürze bilden sich innerhalb eines Monats wieder zurück. Bei den restlichen 30 % bleiben mehr oder minder starke Hörverluste und ein Tinnitus des betroffenen Ohrs zurück.

Der akute Hörsturz wird schulmedizinisch mit durchblutungsfördernden Medikamenten und Kortison – per Infusion – behandelt. Bleibt nach der akuten Phase eine Hörminderung zurück, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer völligen Genesung umso länger die Symptome anhalten. Dann bleibt meist nur noch der Einsatz eines Hörgerätes und die Behandlungsstrategien des chronischen Tinnitus.

Hyperakusis

Etwa die Hälfte der von Tinnitus Betroffenen leidet unter einer Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen. Vor allem sehr laute Geräusche, bestimmte Frequenzen - oft sehr hohe oder besonders tiefe Töne -, aber auch ein Stimmenwirrwarr in einer größeren Gruppe oder einer Bar werden als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden.

Einige wenige Menschen mit Tinnitus leiden unter extremer Hyperakusis. Sie können den Alltag nur noch mit Gehörschutz ertragen und ziehen sich teilweise völlig aus dem sozialen Leben zurück.  Hier entsteht ein Teufelskreis aus Geräuschempfindlichkeit - verstärktem Schutz und Vermeidungsstrategie - und zunehmender Sensibilisierung.

Die Behandlung besteht aus einer Lärmseepositionstherapie ähnlich der Verhaltenstherapie bei Angsterkrankungen und Phobien. Die Betroffenen sollen wieder lernen, dass normale Alltagsgeräusche ihnen nichts schaden können, um so wieder ihre Reizschwelle zu senken. Ein ständiges Benutzen von Ohrstöpseln soll vermieden werden (Goebel u. Thora, 2002). Hilfreich kann hier auch eine Musiktherapie mit sanfter, melodischer Musik sein. Stehen stärkere (soziale) Ängste hinter dem Symptom, ist eine begleitende Psychotherapie oder homöopathische Behandlung empfehlenswert.

Was tun bei Tinnitus?

Die beste Behandlung ist Prävention. Wie bereits beschrieben, sind Lärm- und Stressbelastung häufig die Auslöser. Seltenere Auslöser sind Halswirbelsäulenprobleme oder Durchblutungsstörungen des Innenohrs. Einmalig kommen Neurinome (Tumoren) der Hörnerven vor. Inwieweit Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen, ist wissenschaftlich zwar nicht hinreichend geklärt, allerdings sollen sie aus ganzheitlicher Sicht ein besonderes Augenmerk bekommen.

Die Ohren sollten vor extremem Lärm geschützt werden. Was mittlerweile zur gängigen Arbeitssicherheit gehört, ist unter anderem ein Gehörschutz bei Bauarbeitern, die mit lauten Maschinen arbeiten. Was viele ihren Ohren am Wochenende beim Besuch eines Klubs, einer Disco oder eines Rockkonzerts zumuten, geht teilweise weit darüber hinaus. Hier sollte man Ohrstöpsel benutzen.

Man kann Tinnitus durch zu viel Stress als „Warnsignal“ betrachten. Eine gute Work-Life-Balance mit ausreichenden Erholungsphasen und einem konstruktiven Umgang mit Stress können davor bewahren, durch Stress ausgelöste Ohrgeräusche zu bekommen. Ist das Kind schon einmal in den Brunnen gefallen, kann der Tinnitus wenigstens zu einem besseren Stressmanagement motivieren. So unangenehm die Ohrgeräusche sind, so können sie doch dazu beitragen, die eigene Lebensweise zu überdenken und zu verändern. Dann tritt nicht nur der Tinnitus wieder in den Hintergrund, man erreicht auch eine neue Lebensqualität.

Infusionsbehandlung bei akutem Tinnitus

Wie schon oben erwähnt setzt die Schulmedizin zur Behandlung des akuten Tinnitus Kortison-Infusionen ein und das teilweise mit Erfolg.

Wer die Nebenwirkungen einer Kortison-Therapie scheut, der kann zu alternativen Methoden greifen. Im Rahmen der Cellsymbiosis-Therapie kommen sogenannte Protokoll-Infusionen zum Einsatz. Hierbei werden hoch dosierte antioxidative und entzündungshemmende Nährstoffmischungen verabreicht, die gleichzeitig den Körper mit lebensnotwendigen Mikronährstoffen versorgen und wieder aufbauen. Darin enthalten sind spezielle zellschützende Aminosäuren, Spurenelemente und Vitamine.

Speziell für die in der Protokoll-Infusion enthaltene Aminosäure Taurin konnten positive Effekte bei Tinnitus nachgewiesen werden (Brozoski, 2010). Auch das in der Infusion enthaltene Zink hat einer Studie zufolge heilsame Wirkungen bei Tinnitus (Ochi, 2003). Schließlich ist auch die Einnahme von Magnesium bei Tinnitus Erfolg versprechend (Cevette, 2011). Auch vor Hörverlust nach einer Lärmschädigung - oftmals die Ursache eines Tinnitus - kann Magnesium schützen (Haupt, 2002). Magnesium gelangt in die Lymphflüssigkeit der Innenohrschnecke und schützt die empfindlichen Haarzellen.

Zwei bis drei Protokoll-Infusionen pro Woche sind bei einem akuten Tinnitus angezeigt. Unter Absprache mit dem behandelnden HNO-Arzt können diese ggf. auch parallel oder im Anschluss an eine Kortisonbehandlung durchgeführt werden. --> mehr Informationen zur Cellsymbiosis-Therapie <--

Unterstützung der Durchblutung des Innenohrs

Von ärztlicher Seite werden neben Kortison beim akuten Tinnitus durchblutungsfördernde Medikamente eingesetzt. Anders als beim chronischen Tinnitus gibt es dabei gewisse Erfolgsaussichten.

Auch die in der Protokoll-Infusion enthaltene Aminosäure Arginin hat durchblutungsfördernde Eigenschaften, da sie die Blutgefäße erweitert. Weniger intensiv – da abhängig von der Resorptionsleistung des Darms -, aber auch wirksam ist die orale Einnahme von L-Arginin. Ursprünglich bekannt geworden und immer noch beliebt ist die Aminosäure unter Bodybuildern, da sie die Muskeldurchblutung fördert und dadurch die Trainingsleistung verbessert.

Ein relativ neuer Trend sind natürliche Potenzmittel mit L-Arginin. Sie bestehen meist aus einer pflanzlichen Mischung von durchblutungsfördernden Substanzen, enthalten aber allen voran L-Arginin. Als Potenzmittel werden diese Mittel teuer vermarktet. Man kann jedoch auch recht günstig Monopräparate mit L-Arginin bei Fitnessfirmen beziehen wie beispielsweise bei Zec+.

Infusionsbehandlung bei chronischem Tinnitus

Ist die Kortison-Behandlung bei akutem Tinnitus und Hörsturz teilweise hilfreich, so zeigt sie sich zur Behandlung von chronischem Tinnitus wenig Erfolgversprechend. Zudem entfaltet Kortison in der Langzeitanwendung schwere Nebenwirkungen - wie die Ausprägung eines Cushing-Syndroms.

Eine Therapie mit Protokoll-Infusionen hingegen kann ohne schädliche Nebenwirkungen auch beim chronischen Tinnitus angewandt werden. Zwar darf man hier keine Wunder erwarten, denn die Chronifizierung eines Tinnitus gründet vor allem auf der fehlerhaften Signalverarbeitung im Gehirn. Ähnlich dem Schmerzgedächtnis gewöhnt sich das Gehirn an den dauernden Reiz und reproduziert diesen irgendwann automatisch. Tinnitus-Retraining, Entspannungsverfahren oder auch Hypnose und Homöopathie sollten hier neben Infusionen zum Einsatz kommen.

Jedoch sind Protokoll-Infusionen eine Säule der ganzheitlich ausgerichteten Cellsymbiosis-Therapie, die darauf zielt, Krankheiten ursächlich zu behandeln. So kann eine chronische Unterversorgung mit Mikronährstoffen, eine entzündungsfördernde Ernährung und ein stressbedingter Burn-out einen Tinnitus als Begleitsymptom erzeugen. Um dem entgegenzuwirken, können Protokollinfusionen im Rahmen einer ganzheitlichen Ernährungs- und Stressbewältigungstherapie eingesetzt werden, um die Ursachen des Symptoms Tinnitus zu beheben.

Entzündungshemmende Ernährung

Wie oben bereits beschrieben gibt es bisher leider keine Studien, die den direkten Zusammenhang von Entzündungen – abgesehen von seltenen bakteriellen und viralen Infekten des Innenohrs – und der Entstehung von Tinnitus belegen. Allerdings gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang. Einmal weist der Erfolg der immunsuppressiven/ entzündungshemmenden Gabe von Kortison beim akuten Tinnitus indirekt auf Entzündungsprozesse hin. Zum anderen zeigt die gestörte Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio eine Störung des Immunsystems an.

Chronische Entzündungen werden als Auslöser vieler chronischer Erkrankungen diskutiert. Neben einer erblichen Veranlagung spielen hier Stress, ein Mangel an Mikronährstoffen sowie Ernährung eine erhebliche Rolle.

Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Ein Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann zeigen, welche Nahrungsmittel man aus seiner täglichen Ernährung streichen sollte, um Entzündungsreaktionen zu verhindern. Dadurch wird das Immunsystem entlastet und chronische Entzündungsprozesse in anderen Körperteilen und Organen werden minimiert.

Omega-3-Fettsäuren bevorzugen

Unsere Ernährung ist für gewöhnlich zu sehr von entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren geprägt. Diese finden sich vor allem in tierischen Fetten, aber auch in Pflanzenölen mit zu hohem Omega-6-Gehalt. Fischöle und Pflanzenöle, die reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren sind – wie Leinöl, Hanföl oder Rapsöl – sind hier definitiv zu bevorzugen.

Versorgung mit Mikronährstoffen

Eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen – also Spurenelemente wie Zink und Selen, Aminosäuren wie L-Arginin und Taurin, Mineralien wie Magnesium oder Vitamine wie Vitamin A, B, C, D, E – sowie antioxidative Pflanzenstoffe wie OPC aus Traubenkernextrakt, können helfen freie Radikale zu neutralisieren und Zellstress zu vermindern. So können entzündliche Prozesse im Körper minimiert werden.

Auf die heilsame Wirkung von Zink, Taurin und L-Arginin wurde bereits hingewiesen. Magnesium – z.B. in Form von Magnesiumfußbädern am Abend – entspannt Muskulatur und Nerven und hilft beim Einschlafen. Gerade unter Stressbelastung verbraucht der Körper vermehrt Magnesium. Vitamin C und E haben allgemein antioxidative Eigenschaften und damit eine zellschützende Funktion. Vitamin D ist von besonderem Interesse, denn eine Unterversorgung des „Sonnenvitamins“ ist in Mittel- und Nordeuropa bei 80 % der Bevölkerung anzutreffen. Doch Vitamin D ist für die gesunde Funktion des Immunsystems von entscheidender Bedeutung und sollte auch in der Behandlung des chronischen Tinnitus nicht fehlen.

Ein genaues Blutbild kann Aufschluss darüber geben, welche Mikronährstoffe defizitär sind und in entsprechender Dosierung ergänzend zur gesunden täglichen Ernährung eingenommen werden sollten. --> Blutbild erstellen lassen <--

Stressreduzierende Maßnahmen

Stressmanagement und Stressbewältigung erlangen immer mehr an Bedeutung. Viele Unternehmen setzen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements neben Arbeitsschutzmaßnahmen und betriebsärztlichen Untersuchungen mittlerweile vermehrt auf die Arbeit von Gesundheitscoaches zur Vermeidung und Reduzierung von Stress ihrer Mitarbeiter und Angestellten. Burn-out scheint ein wenig zu einer Modediagnose geworden zu sein. Jedoch gilt es nunmehr als unbestritten, dass lang anhaltender Stress zu chronischer Erschöpfung, Krankheit und Burn-out führt. Ein Tinnitus ist dann „nur“ ein Symptom einer dauernden Überforderung.

Überforderung, Überarbeitung, Leistungsdruck und Mobbing sind alles Faktoren, die zu dauerndem Stress führen. Dem muss frühzeitig entgegengewirkt werden. Der typische Tinnitus-Patient in meiner Praxis steckt in einem Hamsterrad aus Überarbeitung, Leistungsdruck und Konkurrenzdenken. Aufgrund wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zwänge fällt es ihm schwer, sich diesem Druck zu entziehen. 

Coaching, Hypnose, Massagen, Homöopathie

Hier kommen Methoden wie Coaching zur Verbesserung der Work-Life-Balance, Hypnose und Massagen zur Entspannung und Homöopathie zur positiven Umstimmung des vegetativen Nervensystems zum Einsatz.

Im Coaching werden berufliche und private Ziele überprüft und einem Wertecheck unterzogen. Tragen sie zu meinem Glück und zu meiner Gesundheit bei oder schaden sie mir eher? Was kann ich tun und was muss ich ändern, damit meine Ziele mir Gesundheit, Glück und Zufriedenheit ermöglichen? Sehr inspirierend finde ich an dieser Stelle ein Zitat des uruguayischen Ex-Präsidenten (2010-2015) José Mujica, der als ärmster Präsident der Welt bekannt wurde, weil er 90 % seines Verdienstes spendete: "Wir haben Berge von überflüssigem Bedarf angehäuft. Ständig müssen wir kaufen, wegwerfen und kaufen … es ist unser Leben, das wir verschwenden. Denn wenn wir kaufen, bezahlen wir nicht mit Geld. Wir bezahlen mit unserer Lebenszeit, die wir aufwenden mussten, um dieses Geld zu verdienen. Der Unterschied ist: Leben kann nicht gekauft werden. Es vergeht einfach. Und es ist schrecklich, dein Leben zu verschwenden, indem du deine Freiheit verlierst."

Massagen und andere Formen der Körperarbeit lösen nicht nur muskuläre Spannungen, sondern helfen auch mentalen und emotionalen Stress loszulassen. Durch die physische Entspannung verbessert sich zudem die eigene Körperwahrnehmung und wir spüren schneller, wenn wir in Anspannung und Stress geraten und können dem dann entgegenwirken.

Homöopathie als Therapiemethode der Naturheilkunde betrachtet stets körperliche und seelische Symptome als Ganzes. Sie betrachtet die „Sprache der Symptome“, ermöglicht durch ein den Krankheitssymptomen ähnliches Arzneimittel einen Erkenntnisprozess und reguliert unser vegetatives Nervensystem. Besonders psychosomatische Beschwerden können so gelindert oder gar geheilt werden.

Diese ganzheitlichen Methoden können auch ergänzend zu einer Gesprächstherapie und als Nachsorge einer etwaigen Rehamaßnahme bei Burn-out und Tinnitus-Patienten eingesetzt werden.

Tinnitus-Retraining und Musiktherapie

Das Tinnitus-Retraining ist eine Methode zur Behandlung von chronischem Tinnitus, die sich in der psychosomatischen Medizin etabliert hat (Phillips, 2010). Aufgrund der anerkannten Theorie der Signalverarbeitungsstörung im Gehirn wird eine Kombination aus Gesprächstherapie, Gruppentherapie und Übungen zur kognitiven Umstrukturierung angewandt. Die Teilnehmenden machen zudem an Sport- und Bewegungstrainings sowie Entspannungsverfahren – wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung – zur Stressreduzierung mit. Dieses im Prinzip erfreulich ganzheitlich gedachte Therapiemodell wird in ambulanten und stationären Rehamaßnahmen durchgeführt.

Versuche mit Musiktherapie gibt es schon länger, doch wurde kürzlich eine neue Studie der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung (DZM) veröffentlicht. Auch hier geht es im Kern um die kognitive Umstrukturierung der für die Tinnitus-Entstehung verantwortlichen Hirnareale. Die Wahrnehmung des Tinnitus soll quasi „verlernt“ werden und die lästigen Ohrgeräusche allmählich verschwinden. Mehr Informationen unter www.dzm-heidelberg.de

Ganzheitlicher Ansatz behebt die Ursachen

In kaum einem anderen Krankheitsbild finden sich ganzheitliche und schulmedizinische Ansätze so gut vereint, wie in der Ursachenforschung und in der Behandlung des Tinnitus. Allein aus der Not heraus, dass es kein Medikament gibt, welches die Ohrgeräusche einfach verschwinden lässt - wie einen Schmerz durch die Gabe eines Schmerzmittels – ist die Schulmedizin erfinderisch geworden.

Erst ein ganzheitlicher Therapieansatz behebt die eigentlichen Ursachen des Problems. Das Symptom Tinnitus kann dann wieder in den Hintergrund treten und an Bedeutung verlieren.


 Quellen

Cevette et al: Phase 2 study examining magnesium-dependent tinnitus.
Int Tinnitus J. 2011;16(2):168-73. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22249877

J.Goebel, G. u. Thora, C.: 100 Fragen zum Tinnitus. Wissenswertes und Patientenfragen zum Tinnitus. Tinnitus Beratungs Zentrum. Books on demand. 2002

Haupt et al: Preventive magnesium supplement protects the inner ear against noise-induced impairment of blood flow and oxygenation in the guinea pig. Magnes Res. 2002 Mar;15(1-2):17-25. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12030419

Musiktherapie bei akutem Tinnitus. DZM (Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung) http://www.dzm-heidelberg.de/index.php/aktuelle-projekte.html?id=46

Krick u.a.: Cortical reorganization in recent-onset tinnitus patients by the Heidelberg Model of Music Therapy. (Kortikale Reorganisation in kürzlich aufgetretenem Tinnitus nach dem Heidelberger Model der Musiktherapie). Front Neurosci. 2015 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4333796/

Ozbay et al: Neutrophil-to-lymphocyte ratio in patients with severe tinnitus: prospective, controlled clinical study. (Neutrophilen-lymphozyten-Ratio bei Patienten mit starkem Tinnitus: Eine prospektive, kontrollierte klinische Studie). J Laryngol Otol. 2015 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25936355

Ochi et al: Zinc deficiency and tinnitus. (Zink-Defizit und Tinnitus). Auris Nasus Larynx. 2003 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12543156

Folmer et al: Experimental, controversial, and futuristic treatments for chronic tinnitus. (Experimentelle, kontrovere und futuristische Behandlungen für chronischen Tinnitus). J Am Acad Audio. 2014 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24622863

Brozoski et al: The effect of supplemental dietary taurine on tinnitus and auditory discrimination in an animal model. (Der Effekt der Taurin-Supplementierung auf Tinnitus und die auditive Differenzierung in einem Tiermodel). Hear Res. 2010 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20868734

Phillips et al: Tinnitus Retraining Therapy (TRT) for tinnitus. (Tinnitus Retraining Therapie für Tinnitus). Cochrane Database Syst Rev. 2010 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20238353

Kreuzer u.a.: Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. (Chronischer Tinnitus: eine interdisziplinäre Herausforderung). Deutsches Ärzteblatt Int. 2013 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23671468