COMT, MTHFR, GST – Gen-SNP´s in Stärken verwandeln
Genetische Polymorphismen, kurz SNP´s (single nucleotide polymorphisms) definieren unser genetisches Potential. Seinen eigenen genetischen Bauplan zu dechiffrieren bedeutet, seine eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen. Kenne ich meine Stärken, kann ich sie nutzen und weiterentwickeln. Kenne ich aber meine Schwächen, so kann ich lernen mit ihnen umzugehen, sie zu kompensieren oder sie sogar in Stärken zu verwandeln.
Wir haben gelernt uns damit abzufinden
Wir haben gelernt, dass Gene unsere vererbten, unveränderbaren Anlagen sind. Da kann man nichts machen, das ist eben genetisch, heißt es. Rheuma kann man nicht heilen, das ist eben vererbt. Überhaupt können wir in jedem medizinischen Fachbuch über chronische Krankheiten nachlesen, dass diese aufgrund genetischer Disposition nicht heilbar sind. Bestenfalls könnten ihre Symptome durch geeignete Medikamente gelindert oder abgestellt werden. Gut, manchmal gäbe es Spontanremissionen, aber das sei eigentlich nicht erklärbar. Die Naturheilkunde als Erfahrungsheilkunde beweist seit Jahrhunderten immer wieder das Gegenteil.
Warum die Natur heilen kann, wurde und wird durch unterschiedliche naturheilkundliche Konzepte erklärt. Die Homöopathie erklärt es mit dem Ähnlichkeitsgesetz, die Akupunktur mit dem wiederhergestellten Energiefluss in den Meridianen, die Neuraltherapie mit dem Beseitigen von Störfeldern. Die Epigenetik erbringt den wissenschaftlichen Nachweis, warum und wie Umweltfaktoren wie Ernährung, Klima, Atemluft, Trinkwasser und seelische Faktoren (Stress, etc.) unsere Gene quasi an- oder ausschalten können.
Seitdem es die Erkenntnisse der Epigenetik (gr. epi = dazu, außerdem) gibt, ist es aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr haltbar, Genetik als eine Einbahnstraße zu betrachten. Vielmehr kommunizieren unsere Gene andauernd mit unserer Umwelt. Welchen Umweltfaktoren ich mich täglich aussetze, liegt zu weiten Teilen in meinen eigenen Händen. Die Ernährung spielt hier eine Schlüsselrolle.
Nutrigenetik – Lass die Nahrung Deine Medizin sein
Die Nutrigenetik (lat. nutrire = nähren) ist nun der Auffassung, wir können durch unsere Ernährung und unseren Lebensstil unsere Gene und ihren Einfluss auf unsere Gesundheit steuern. Sie begründet diese Auffassung nicht mit traditionell überliefertem Heilwissen, sondern mit modernsten Gentests. Der alte Satz von Hippokrates, „Lass die Nahrung Deine Medizin sein und die Medizin Deine Nahrung“, ist damit so wahr und aktuell wie eh und je. Die Bedeutung, die Ernährung, Nährstoffversorgung, Lebensstil und Umweltfaktoren für unsere Gesundheit haben, kann nun regelrecht aus unseren Genen gelesen werden.
Wir müssen also nicht lernen, uns mit unseren Krankheiten und Gebrechen abzufinden. Wir können lernen, mit unserem genetischen Erbe umzugehen, Krankheiten präventiv vorzubeugen, vorhandene Gebrechen zu lindern oder sogar zu heilen.
Deine Gene sind nicht Dein Schicksal – sie sind Dein Potenzial!
Gen-SNP’s sind Variationen unserer Gene
Der Begriff SNP’s (single nucleotide polymorphisms) beschreibt genetische Polymorphismen einzelner Nucleotide. Hierbei ist jeweils nur ein Basenpaar eines Gens auf der langen Strickleiter unserer Chromosomen vertauscht. Das führt nicht zu einem kompletten Defekt dieses Gens und entsprechend nicht zu einer speziellen genetischen Erkrankung. Das heißt, wir merken zunächst nichts von unseren SNP’s, einige schützen uns sogar und verleihen uns besondere Talente. In Abhängigkeit von unserem Lebensstil entfalten SNP’s jedoch im Laufe unseres Lebens ihre Wirkung. Entweder in Richtung Stärke und Gesundheit oder in Richtung Schwäche und Krankheit. Wir haben es mehr oder weniger selbst in der Hand. Es ist demnach passender, hier von genetischen Variationen anstatt von Gendefekten oder Genmutationen zu sprechen. Streng genommen handelt es sich bei einem SNP zwar um einen Gendefekt, bzw. um eine Genmutation, jedoch sind die Auswirkungen nicht so gravierend und unumkehrbar, wie bei einem vollständigen Fehlen oder kompletten Defekt eines Gens.
Wir sollten unsere individuellen SNP’s demnach als Potenzial betrachten. Denn evolutionär sind sie genau das. In Anpassung an Umweltfaktoren, klimatische Bedingungen und Nahrungsgrundlagen versucht die Evolution Organismen stets bestmöglich an das Leben auf der Erde anzupassen. Um das Überleben einer Spezies zu sichern, ist es absolut sinnvoll, unterschiedliche Individuen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen auszustatten. Genetische Polymorphismen beim Menschen können als Strategie verstanden werden, ein bestmögliches Überleben der Spezies Mensch zu erreichen.
Es gibt tausende von Genen und entsprechend auch tausende von möglichen SNP's. Eine große Zahl von ihnen wurde bis heute wissenschaftlich untersucht, eine überschaubare Zahl gilt bisher als gut untersucht und besonders relevant für unsere Gesundheit. Dieser Beitrag nimmt 3 Gruppen von Gen-SNP's genauer unter die Lupe. Sie sind verantwortlich für die Bildung von Enzymen, die unseren Stoffwechsel maßgeblich beeinflussen. Zu Ihnen gehören:
- Die Catechol-O-Methyltransferase (COMT), die den Abbau von Katecholaminen regelt und somit einen entscheidenden Einfluss auf unseren Stress-Stoffwechsel nimmt.
- Die Methylentetrahydrofolatreductase (MTHFR), die lebenswichtige Methylgruppen liefert, welche wiederum weite Teile unseres Stoffwechsels regulieren.
- Und die Glutathion-S-Transferase (GST), die das zentrale Entgiftungsenzym der Phase-2 der Entgiftung darstellt und maßgeblich unsere Entgiftungskapazität beeinflusst.
COMT – wie stressbelastbar und fokussiert bist Du?
Mithilfe der Catechol-O-Methyltransferase (COMT) werden Katecholamine abgebaut. Hierzu zählen die erregenden Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin (Epinehprin) und Noradrenalin (Norepinephrin). Dopamin beeinflusst unser Denken und unsere Gemütsverfassung, sorgt für Klarheit, Fokus und auch für fröhliche Stimmung. Adrenalin und Noradrenalin sind auch als Stresshormone bekannt, beeinflussen Herzschlag, Blutdruck und den Blutzuckerspiegel.
Je schneller Katecholamine nach ihrem Gebrauch abbaut werden, desto schneller klingen Stressreaktionen ab und desto schneller kannst Du Dich neuen Themen zuwenden. Der COMT-Val Typ hat schnell funktionierende Enzyme und baut Stress damit schneller ab.
Baust Du die Katecholamine nur langsam ab, wird Deine Stressresistenz eher gering sein und Du kannst bestimmte Ideen, Gedanken und Gefühle möglicherweise nur langsam loslassen. Allerdings kann ein erhöhter Fokus Deine Wahrnehmung verstärken. Der COMT-Met Typ gehört zu den langsamen Methylierern von Katecholaminen. Er kann besonders empfindlich und reizbar sein. Dafür ist seine Intuition gut ausgeprägt und wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen ihm einen höheren Intelligenzquotienten (IQ).
COMT-Gen und seine SNP’s
Die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) ist ein Enzym, das aus insgesamt 271 Aminosäuren besteht. Diese vielen Aminosäuren werden in einer einzigartigen Reihenfolge zu einem Protein zusammengesetzt, das man als das COMT-Enzym bezeichnet.
Wie bei anderen Genen auch gibt es zahlreiche mögliche Polymorphismen des COMT-Gens. Die bisherige Forschung misst der COMT Val158 Met Variation die größte Bedeutung zu. Die Aminosäure Valin wird auf dem Codon 158 durch Methionin ersetzt. Dadurch verändert sich das Enzym zwar nur minimal, arbeitet durch diese Variation aber bis zu 4 Mal langsamer. Befindet sich die Variation auf beiden Chromosomen (also dem mütterlichen und dem väterlichen), so sprechen wir von einem homozygoten Polymorphismus. Die Enzymaktivität ist dann besonders langsam.
Beim COMT158-Polymorphismus unterscheiden wir den Val-Typ = schnelle Enzymaktivität und den Met-Typ = langsame Enzymaktivität. Der homozygote Val/Val-Typ ist am schnellsten beim Abbau von Katecholaminen und damit besonders stressresistent. Beim homozygoten Met/Met-Typ bleibt das Dopamin hingegen sehr lange im Präfrontallappen des Gehirns, bevor es abgebaut wird. Das kann für gute Laune, eine vergleichbar höhere Intelligenz, aber für eine geringe Stresstoleranz sorgen. Der heterozygote Val/Met-Typ baut die Neurotransmitter und Stresshormone mittelschnell ab und verfügt meist über eine durchschnittliche Stressbelastbarkeit.
COMT und Östrogen – Abbau von schädlichem Catechol-Östrogen
Die COMT ist nicht nur für den Neurotransmitterstoffwechsel wesentlich, sondern auch am Abbau von Östrogenen beteiligt. Der erste Abbauschritt der Östrogene erfolgt in der Leber durch CYP-Enzyme (Cytochrom P450). Dabei entsteht das potenziell schädliche Catecholöstrogen, das nun mithilfe von COMT zerlegt werden muss. Bei langsamer COMT-Funktion sammeln sich zu viele Catecholöstrogene an, was auf lange Sicht das Risiko von Brustkrebs und Genitaltumoren erhöhen kann. Das Risiko ist umso größer, je höher die Östrogenwerte sind. Daher ist das Thema besonders für Frauen von Bedeutung. Aber auch Männer können ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko tragen bei langsamer COMT.
Außerdem wird die COMT-Aktivität durch hohe Östrogenwerte verlangsamt, denn Dopamin und Östrogen brauchen beide COMT für ihren Abbau. Sie konkurrieren um das verfügbare Enzym. Eine verlangsamte Methylierung der Neurotransmitter wird also durch hohe Östrogenlevel weiter gebremst. Durch zu hohe Dopamin- und Adrenalinwerte ausgelöste Angst- und Unruhezustände können sich so verstärken. Zyklusabhängige Ängste und Überreiztheit sind daher recht typisch bei zu langsamer COMT. Die Behandlung einer vorhandenen Östrogendominanz mit natürlichem Progesteron und die Verbesserung des Östrogenabbaus mit Indolen (z.B. aus Brokkoliextrakten) wirken dem entgegen. Auf lange Sicht wird damit auch das Risiko für östrogenabhängige Krebsarten reduziert.
MAO-A – ein wichtiger Partner von COMT
Die Monaminooxidase-A (MAO-A) ist für den weiteren Abbau Deiner Katecholamine verantwortlich. Jemand mit langsamer COMT, aber schneller MAO-A kompensiert in gewisser Weise seine ... Intelligenz, wollte ich gerade schreiben. Meinte aber ganz allgemein die Folgen lange im Nervensystem verweilender Botenstoffe. Ähnlich, nur andersherum kompensiert der schnelle COMT/ langsame MAO-A-Typ.
Extreme Typen sind jedoch die doppelt langsamen oder doppelt schnellen Stress-Stoffwechsler. Trifft ein langsames COMT-Gen mit einem langsamen MAO-A-Gen in einem Menschen zusammen, dann haben wir es im besten Fall mit einer hochkreativen, hochsensiblen und inspirierenden Persönlichkeit zu tun. Im schlimmsten Fall mit einer im wahrsten Sinne gespaltenen Persönlichkeit, mit einer erhöhten Anfälligkeit für Schizophrenie und bipolare Störungen. Die Umgebung, in der ein solch hochsensibler Mensch aufwächst, die Art und Weise, wie Eltern, Lehrer und das Leben auf ihn einwirken, wird entscheidend für seine seelische Gesundheit sein. Wird er zum ADHS´ler, Drogensüchtigen, Psychotiker oder zu einer inspirierenden, mitunter hochbegabten Persönlichkeit heranreifen?
Bei langsamer COMT und gleichzeitigem MAO-A-Mangel steigt das Risiko für psychische Erkrankungen wie affektiven Störungen bis hin zu psychotischen Zuständen.
MTHFR-SNP beeinflusst COMT-Aktivität
Ein Polymorphismus im MTHFR-Gen – dessen SNP's weiter unten besprochen werden – kann die COMT-Aktivität hemmen. Die Methylentetrahydrofolatreductase (MTHFR) liefert wichtige Methylgruppen, die COMT für seine Aktivität braucht. Allen voran Folat und SAM. Insbesondere bei gleichzeitigem MTHFR-SNP sollte auf eine ausreichende Versorgung dieser Methylgeber über die Nahrung oder mithilfe von Supplementen gesorgt werden. Ansonsten verlangsamt sich die Funktion der COMT. So könnte sich die Funktion der COMT selbst ohne SNP im Gen verlangsamen oder bei vorhandenem SNP die ohnehin langsame Funktion noch weiter abgebremst werden.
Sinnvolle Prädiagnostik
Gen-Tests werden noch relativ selten durchgeführt. Zum einen sind sie recht teuer – bei deutschen Laboren rund 100,- pro Gen - zudem müssen sie aufgrund des Gendiagnostik-Gesetzes von einem Arzt in Auftrag gegeben werden. Hierzu muss man erst mal einen kooperativen Arzt finden. Alternativ kann man einen Gentest mittels Speichelprobe bei einem amerikanischen Labor wie z.B. 23amdme machen. Dieser ist sehr viel günstiger und man braucht keinen Arzt dazu aufzusuchen. Allerdings dauert es 6 bis 7 Wochen, ehe man seine Ergebnisse bekommt.
Stressprofil und Hormonstatus
Da die COMT in den Stoffwechsel der Stresshormone und des Östrogens eingreift, kann die Bestimmung eines Stressprofils und der Geschlechtshormone aufschlussreich sein. Vor allem langsame Methylierer leiden häufig unter einer Stressbelastung, die sich zu einer Nebennierenschwäche ausweiten kann. Zudem können aufgrund des verlangsamten Östrogenabbaus eher Probleme bei einer Östrogendominanz auftreten.
Eine sinnvolle Prädiagnostik bei vermuteten COMT-Problemen wäre somit die Bestimmung eines Cortisol-Tagesprofils verbunden mit einer Neurotransmitterbestimmung der Katecholamine (Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin) sowie des Serotonins. Bei den Hormonen empfiehlt sich eine Bestimmung von Progesteron und Östradiol samt dem Progesteron/ Östradiol-Quotienten zur Ermittlung der Hormonbalance. Ergänzend kann noch das Prohormon DHEA gemessen werden.
Eine auf den Befunden basierende Regulierung der Stresshormone, Neurotransmitter und Geschlechtshormone wird dem COMT´ler dabei helfen, in die Balance zu kommen.
Mehr zur Diagnose und Therapie von Stressbelastungen findest Du hier -->
Was der COMT´ ler essen und was er meiden sollte
Meiden sollte man bei langsamer COMT alle aufputschenden Substanzen. Unsere liebste Alltagsdroge, der Kaffee, führt zum Anstieg der Katecholamine und gibt uns so zumindest vorübergehend mehr Energie. Der verlangsamte Abbau lässt den Energieschub jedoch bald in Unruhe und Nervosität umschlagen. Da es das Koffein im Kaffee ist, das uns überdrehen lässt, sollten auch andere koffeinhaltige Getränke wie Schwarztee, Grüntee, Guarana und Cola mit Vorsicht genossen werden. Ob und wie viel der geliebten Genussmittel man vertragen kann, muss man selbst herausfinden.
Teilweise freisprechen kann man laut einer Studie aus dem Jahr 2014 Grüntee, denn die enthaltenen Epigallocatechine können demnach die COMT beschleunigen und damit die negative Nachwirkung des Koffein ausgleichen (Lorenz, 2014). Eine ältere Studie aus dem Jahr 2004 kam jedoch zum genau gegenteiligen Ergebnis und stützt damit die stärker verbreitete Meinung, dass sekundäre Pflanzenstoffe die COMT hemmen (Nagai, 2004).
Dem schnellen COMT´ler kann Koffein nicht so viel anhaben. Es könnte sogar sein wahres Lebenselixier sein. Zumindest verträgt er Kaffee und Konsorten meist deutlich besser. Für ihn besteht eher die Gefahr, dass der Genuss zur Sucht wird auf der Jagd nach dem nächsten Dopamin-Kick.
Sojaprodukte sollten bei langsamer COMT nur in Maßen verzehrt werden. Die enthaltene Isoflavone Genistein und Daidzein bremsen die COMT-Funktion und verlangsamen so noch weiter die Methylierung und somit den Abbau von 4-hydroxyestradiol (4-OH-E2). Zu hohe Mengen der potenziell schädlichen Östrogenform können das Brustkrebsrisiko erhöhen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Genistein aus Soja vor Krebs schützen kann, indem es Gene moduliert, die den Zellzyklus und den natürlichen Zelltod regulieren (Sarkar, 2003) (Auborn, 2003). Möglicherweise gleichen sich die schützenden und schädigenden Effekte aus. Im Vorteil dürfte dennoch der mit dem schnellen COMT-Enzym sein.
Auch Teecatechine, Polyphenole und Bioflavonoide (wie Quercetin) können die COMT-Funktion hemmen, teils weil sie selbst von dem Enzym methyliert werden wollen. Die eigentlich sehr gesunden sekundären Pflanzenstoffe können damit beim COMT-Met-Typ bei zu hohem Verzehr zu Problemen führen.
Schlüssel-Nährstoffe für die COMT
Bei langsamem COMT:
- Magnesium ist ein Co-Faktor von COMT und beschleunigt die Enzymaktivität. Außerdem hat es eine entspannende Wirkung auf Nerven und Muskulatur. 300 mg ist der (Mindest-)Bedarf an Magnesium pro Tag. Gut bioverfügbare Formen sind Magnesium bisglycinat, malat und citrat.
- Indol-3-Carbinol ist ein Extrakt, der aus Brokkoli gewonnen wird. Es kann nachweislich beim Abbau von Östrogen helfen und unterstützt insgesamt die Phase-2 der Entgiftung.
- SAMe ist ein wichtiger Methylgruppendonator der auch die Wirkung der COMT optimiert. Zudem unterstützt es die Phase-2 der Entgiftung. Es sollte vorsichtig dosiert werden. Oft reichen 200 mg am Tag.
- B12 und Folat liefern notwendige Methylgruppen. Es ist wichtig, dass stets genug Baustoff für die Funktion der COMT vorhanden ist. Jedoch kann die langsame COMT diese Methylgruppen eben entsprechend langsam umsetzen. Deshalb können höhere Dosen von Methylcobalamin und Folat unerwünschte Symptome wie Brain Fog und Unwohlsein auslösen. Falls Du eine Unverträglichkeit von hoch dosiertem Methylcobalamin oder Folat bei Dir beobachtest, dann hast Du möglicherweise ein langsames COMT. Vielleicht ist es auch ein langsames MTHFR, dass die Methylspender zwar dringend benötigt, aber lieber langsamer in die Gänge gebracht werden möchte. Bei hoher Quecksilberbelastung könnte es durch verstärkte Methylierung zur Umverteilung kommen – v.a. bei gleichzeitiger Entgiftungsschwäche (wie GST-Mangel). Hier gilt es, behutsam zu entgiften.
Bei schnellem COMT:
- Tyrosin zählt zu den Aminosäuren und wird benötigt, um Dopamin aufzubauen. Da die beiden anderen Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin von Dopamin abgeleitet werden, beeinflusst Tyrosin auch deren Blutlevel. Tyrosin findet sich in proteinhaltiger Nahrung oder kann als Ergänzungsmittel eingenommen werden. Dosierungsmengen liegen zwischen 500 und 2000 mg pro Tag. Bei langsamem COMT sollten keine Tyrosin-Präparate eingenommen werden, denn dadurch würden die ohnehin hohen Dopaminwerte noch weiter in die Höhe schießen. Bei schnellem COMT und Dopaminmangel kann Tyrosin jedoch der Zündschlüssel für den Tag sein. Am besten nimmt man es morgens und mittags ein, um Energie und Fokus für den Tag zu haben. Abends sollte man auf die Einnahme verzichten und darf sich als schneller COMT´ler über niedrige Dopamin- und Adrenalinlevel und eine gute Entspannung freuen.
- Nebennierenextrakt wird für gewöhnlich aus den Nebennieren von Rindern gewonnen und enthält die in den Nebennieren vorkommenden Hormone. Hierzu gehören neben Cortisol auch Adrenalin und Noradrenalin. Es wird typischerweise bei Nebennierenschwäche verabreicht und führt in den meisten Fällen zu mehr Energie und einer besseren Stressresistenz. Es wird als reines Nebennieren-Rinden-Extrakt angeboten, das Cortisol aber kein Adrenalin enthält - und damit auch bei langsamem COMT eingenommen werden kann – oder als Extrakt der ganzen Nebenniere. Die ganze Nebenniere mit Mark und Rinde enthält sowohl Cortisol als auch Adrenalin.
- Coenzym Q10 ist essenziell für die Energiegewinnung in den Mitochondrien und kann mehr Energie verleihen. Zusammen mit L-Carnitin und Omega-3-Fettsäuren kurbelt es die ATP-Synthese an und kann zu einem ausgeglichenen Energieniveau führen.
- 5-HTP ist eine direkte Serotonin-Vorstufe. Der schnelle COMT´ler leidet zwar nicht zwangsläufig unter einem Serotonin-Mangel, aber gemäß Ben Lynch kann es ein schnelles COMT abbremsen. Allerdings gibt es auch Hinweise für den genau gegenteiligen Effekt (siehe nächster Absatz) und ich habe einige Patienten mit langsamem COMT denen es sehr guttut.
Entscheidend dürfte hier ein anderes Gen sein, nämlich MAO-A. Es wurde schon weiter oben besprochen. Es ist COMT sozusagen nachgeschaltet und reguliert den weiteren Abbau der Katecholamine. Anders als COMT baut es nicht nur Dopamin und Adrenalin ab, sondern auch Serotonin. Jemand mit schnellem COMT und schnellem MAO-A hat demnach besonders niedrige Dopaminlevel und gerät gleichzeitig schnell in einen Serotoninmangel. Tyrosin und 5-HTP können ihm helfen. Jemand mit langsamem COMT aber schnellem MAO-A baut zwar Dopamin zu langsam ab, Serotonin jedoch zu schnell. Ihm kann 5-HTP demnach helfen.
Mein Geheimtipp bei langsamem COMT: BCAA’s + 5-HTP
- BCAA’s (branchend-chain-amino-acids) sind sogenannte verzweigtkettige Aminosäuren, die insbesondere im Muskelaufbau eine wichtige Rolle spielen. Valin, Leucin, Isoleucin bilden die Trias, die gerne in dieser Kombi von Kraftsportlern als NEM eingenommen wird. BCAA’s beschleunigen zudem die Regeneration der Muskulatur nach dem Training, indem sie für niedrigere CK, LDH und Ammoniak-Level sorgen. Ein interessanter Nebeneffekt ist die Reduzierung der Werte für Catecholamine und für Serotonin im Gehirn. Der Effekt lässt sich dadurch erklären, dass BCAA’s, Serotonin und Dopamin dieselben Transportwege benutzen. Die Einnahme von BCAA’s kann demnach bei langsamer COMT die Anreicherung von Dopamin im Gehirn reduzieren.
- 5-HTP ist die direkte Vorstufe von Serotonin. Zumindest in einer Studie fanden Forscher Hinweise darauf, dass 5-HTP die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn reduzieren könnte (Gendle, 2013). Meine Erfahrung mit 5-HTP bei Patienten mit homozygotem COMT V158M ist bislang durchweg gut. Es stabilisiert die Stimmung und erhöht die Stressresistenz. Man darf nicht vergessen, dass der langsame COMT´ler sich ein Leben lang an hohe Dopamin-Werte gewöhnt hat. Senkt man nun seine Catecholamine, weil sie ihn nervös und gestresst machen, dann nimmt man ihm auch die berauschende Wirkung der Stress- und Glücksbotenstoffe. Eine Erhöhung von Serotonin gleicht das aus. Das heißt, der COMT´ler fühlt sich gut gelaunt ohne das Gefühl des inneren Aufgekratztseins. Wenn wir zudem BCAA's einnehmen, senken wir nicht nur Dopamin, sondern auch Serotonin im Gehirn. Die parallele Einnahme von 5-HTP kann das ausgleichen. Dennoch kann Serotonin offenbar die COMT hemmen (Tsao, 2012), weshalb man es mit dem 5-HTP auch nicht übertreiben sollte. Beziehungsweise kombiniert man es sinnvollerweise mit SAM, um eine ausreichende COMT-Funktion zu erhalten.
MTHFR – ohne Methylierung geht nichts in unserem Körper
Die Methylentetrahydrofolatreductase (MTHFR) ist ein Methylierungsenzym von zentraler Bedeutung. Es überführt die biologisch inaktive Form der Folsäure, nämlich 5,10-Methylenfolat in die aktive Form 5-Methylfolat (5-MTHF, auch L-Methylfolat).
Methylfolat wird als Methylierungsmittel bei zahlreichen Stoffwechselprozessen benötigt, zum Beispiel beim Abbau des gefäßschädigenden Homocysteins.
Das „Wunder“ der Epigenetik
Die Funktion der MTHFR ist einfach und komplex zugleich. Zunächst einmal aktiviert es Folat („Folsäure“), damit dieses wirken kann. Mithilfe von Folat, Vitamin B12 und B6 ist der Körper in der Lage, schädliches Homocystein zu Methionin bzw. Cystein abzubauen. Das ist wichtig für die Gesundheit unserer Gefäße, denn zu viel Homocystein schädigt die empfindlichen Blutbahnen. So einfach so wichtig.
Doch was passiert mit dem Abbauprodukt, dem Methionin? Methionin ist eine Aminosäure und der zentrale Bestandteil von S-Adenosyl-Methionin (kurz SAM). SAM, wiederum ist der Methylgruppendonator (Spender von Methylgruppen) für sämtliche DNA-Methyltransferasen. Letztere sollten zu den Enzymen, die Methylgruppen auf Nukleinbasen der DNA übertragen werden. Dieser Prozess der sogenannten DNA-Methylierung steuert einen riesigen Teil unserer Genaktivität und damit unserer Körperfunktionen.
Das Spannende an diesen Methylierungsprozessen ist, dass sie ständig durch alle denkbaren Umweltfaktoren beeinflusst werden. Die Methylierung von Genen ist quasi der Schlüssel, mit dem unsere Gene ein- und ausgeschaltet werden. Sie ist damit auch der zentrale Schlüssel zum Verständnis der Epigenetik. Nämlich der Frage danach, welche (äußeren) Faktoren die Aktivität unsere Gene beeinflussen.
Die Epigenetik gibt uns die Macht über unsere Gene und unseren Körper zurück. Zwar können wir die exakte Zusammensetzung unserer Gene nicht ändern (Genotyp). Aber wir können die Art, wie diese Gene zum Ausdruck kommen (Genexpression als Phänotyp) steuern. Auf dieser Erkenntnis basiert die gesamte „Nutrigenetik“, also die Frage danach, wie wir durch Ernährung unsere Genexpression verändern können.
Kurz zusammengefasst: Wir haben über die Steuerung unserer Ernährung, unseres Lebensstils und weiterer Umweltfaktoren die Möglichkeit, unsere Gene und damit unsere Gesundheit und unser Lebensglück zu beeinflussen. Verändern wir unseren Lebensstil, das heißt, wie wir essen, uns bewegen, wie wir denken und fühlen, so beeinflussen wir die Methylierung unserer Gene. Die Regulierung des MTHFR-Enzyms ist ein Dreh- und Angelpunkt in dem Prozess der Steuerung unserer Gene.
Das MTHFR-Gen und seine SNP’s
Die bedeutendsten und am fleißigsten erforschten SNP’s der MTHFR sind C677T und A1298C.
Beim MTHFR C677T-SNP wird die DNA-Base Cytosin (C) mit der Base Thymin (T) am Codon 677 des Gens ersetzt. Das normale Gen, auch „Wildtyp“ genannt, würde an dieser Stelle zweimal Cytosin aufweisen: C677C = „normales Gen“ und damit eine gute Methylierung. C677T wäre die heterozygote Form des SNP und würde mit einer mäßig (bis zu 35 %) verlangsamten Methylierung einhergehen. T677T ist die homozygote Variante des SNP mit besonders langsamer Methylierung, die demnach am meisten Probleme bereiten kann.
Der MTHFR A1298C-SNP beschreibt die Auswechslung einer Adenin-Base (A) mit einer Cytosin-Base (C) am Codon 1298 des Gens. A1298A wäre der homozygote Wildtyp und damit die normale Variante mit guter Methylierung. A1298C ist die heterozygote Mutation mit mäßig verlangsamter Methylierung. C1298C wäre wiederum die homozygote Mutation mit der langsamsten Funktion.
Offenbar haben insbesondere 677-SNP's einen starken Einfluss auf die Methylierungsgeschwindigkeit. Liegt nur ein heterozygoter A1298C-SNP vor, mit C677C aber der Wildtyp, so ist die Methylierung nicht verlangsamt. Andersherum kann ein heterozygoter C677T-SNP durch den Wildtyp A1298A kompensiert werden. Liegen jedoch zwei heterozygote Mutationen vor, also C677T und A1298C oder liegen ein oder zwei homozygote Mutationen vor, so ist die Enzymaktivität mitunter stark (bis zu 70 %) eingeschränkt. Die Einflüsse auf die Gesundheit können dann entsprechend groß sein.
Hinweis zur Schreibweise: Der Wildtyp wird manchmal einfach als C677 bzw. A1298 bezeichnet oder 677CC bzw. 1298AA. Entsprechend kann die Schreibweise für die heterozygoten bzw. homozygoten Variationen wie folgt lauten: 677CT/ 677TT bzw. 1298AC/ 1298CC
Sinnvolle Prädiagnostik
Bestimmung des Homocystein-Wertes
Eine sinnvolle Prädiagnostik zur Einschätzung der MTHFR-Funktion ist die Bestimmung des Homocystein-Wertes im Blut. Da bei MTHFR-Polymorphismen der Abbau von Homocystein verlangsamt ist, kommt es zum Anstieg der potenziell schädlichen Aminosäure im Blut und den Geweben.
Die im Blutplasma gemessene Homocystein-Konzentration sollte in jedem Fall unter 14 μmol/l liegen, bestenfalls jedoch < 10 μmol/l. Ben Lynch gibt in seinem Buch „Dirty genes“ sogar einen Zielwert von < 7 an. An diesen unterschiedlichen Normwerten kann man unschwer erkennen, dass die Einschätzung was „gute Werte“ sind, durchaus subjektiv getroffen werden kann. Auch beweist ein niedriger Homocystein-Wert nicht automatisch eine normale Funktion des MTHFR-Gens.
Im Kontext der Anamnese und Symptomatik des Patienten kann die Bestimmung des Homocysteins im Blut jedoch eine einfache und recht kostengünstige (rund 30,- Laborkosten) Voreinschätzung liefern. So dienen hohe Werte als Indikation für eine Therapie mit Vitamin B6, Folat und B12 und untermauern den Sinn der aufwendigeren und kostspieligeren Gentestung.
Bestimmung der Blutwerte von Vitamin B6, Folsäure und B12
Da die drei B-Vitamine entscheidend am Abbau von Homocystein beteiligt sind und Methylierungsprozesse erst möglich machen, sind ihre Blutwerte relevant. Optimale Blutwerte fördern den Abbau von Homocystein und helfen einen möglichen MTHFR-Defekt zu kompensieren.
Die Höhe ihrer Werte lässt jedoch im Gegensatz zum Homocystein-Wert keine direkten Rückschlüsse auf einen möglichen MTHFR-Polymorphismus zu. Hohe Werte könnten einen SNP am ehesten noch kaschieren, indem sie für unauffällige Homocystein-Werte sorgen. Dass man sich mit hohen Werten dieser Vitamine wohler fühlt, könnte ein indirekter Hinweis auf einen SNP sein, da dieser durch diese Vitalstoffe kompensiert wird. Andererseits sind die drei B’s an vielen weiteren Stoffwechselprozessen wie Blutbildung und Proteinsynthese beteiligt, die auch für unser Wohlbefinden sorgen.
Trügerisch können hohe Folsäure-Werte bei einem MTHFR-SNP dann sein, wenn sie durch die biologisch inaktive, synthetische Folsäure erreicht worden sind. Dann sind zwar die Blutwerte top, aber der Körper kann das synthetische Zeug nicht nutzen, da eben MTHFR fehlt, um es ausreichend zu aktivieren.
Wann Folsäure schadet und Folat hilft
Wie schon erwähnt, ist die MTHFR elementar für die Aktivierung der Folsäure zu Folat. Genauer gesagt für die Umwandlung von 5,10-Methylenfolat zum biologisch aktiven F5-Methylfolat. Die synthetische Folsäure, die sich als billige (Prä-)Vitaminform in zahlreichen Supplementen und einigen Nahrungsmitteln findet, ist sogar noch mehrere Stoffwechselschritte weiter von der aktiven Form entfernt. So braucht es zunächst die Dihydrofolatreduktase (DHFR), um Folsäure zu Dihydrofolsäure (DHF) und dieses dann zu Tetrahydrofolsäure (THF) zu hydrieren. Ein SNP im DHFR-Gen verlangsamt diese Schritte.
Ein MTHFR-SNP verlangsamt schließlich die Umwandlung von THF zum aktiven Methylfolat (5-MTHF). Es kann also einiges schiefgehen, wenn man sich allein auf die synthetische Folsäure verlässt. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass Folsäure dem MTHFR´ler schadet. Ihrer Meinung nach blockiert die inaktive Folsäure die Folatrezeptoren der Zellen, sodass das wenige aktive Folat nicht mehr richtig wirken kann. Dadurch könnte sich die Symptomatik aufgrund der schwachen Methylierung weiter verschärfen.
Heißt also, Finger weg von der synthetischen Folsäure! Stattdessen besser regelmäßig folatreiches grünes Blattgemüse essen und/ oder das aktive Methylfolat als Supplement einnehmen. Letzteres wird auch als „aktive Folsäure“, „aktives Folat“, „Quatrefolic®“ bzw. „[6S]-5-Methyltetrahydrofolat Glucosamin“ (kurz 5-MTHF) gehandelt.
Schlüssel-Supplements für die MTHFR
- Vitamin B12 als Methylcobalamin wird benötigt, um Homocystein zu Methionin abzubauen.
- Folat (aktive Folsäure) wird benötigt, um Homocystein zu Methionin abzubauen. Es ist der wichtigste Nährstoff bei einem MTHFR-SNP, denn der SNP erschwert die Bildung des bioaktiven Folats.
- Vitamin B6 wird benötigt, um Homocystein zu Cystein abzubauen. Die aktive Form Pyridoxal-5-Phosphat (P5P) ist zu bevorzugen, da zum Beispiel bei einer KPU/HPU die Aktivierung von Pyridoxal gestört sein kann. Gemeinsam mit Methylcobalamin und Folat bildet Vitamin B6 eine wichtige Trias zur Senkung des Homocystein-Spiegels und damit zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Betain ist ein Metyhlspender. Seine Wirkung ist abhängig von der Betain-homocystein S-Methyltransferase (BHMT). Es wirkt bei der Umwandlung von Homocystein zu Methionin mit.
Alle Nährstoffe sollten mit Bedacht dosiert werden. Wenn man einen lange Zeit schlecht funktionierenden Stoffwechselweg plötzlich stark anregt, kann dies zu unerwünschten Reaktionen führen. Vielleicht fühlt es sich ein paar Tage lang toll an, aber dann kann es zu einem Zusammenbruch kommen. Methylierung beeinflusst zahlreiche Stoffwechselprozesse. Wenn man nicht sein gesamtes Genpotential kennengelernt hat, weiß man nicht, wo möglicherweise die nächste Blockade wartet. Deshalb lieber langsam beginnen. Z.B. zunächst nur 1-2 Kapseln hoch dosiertes Folat (400 mcg und höher) und Methylcobalamin (1000 mcg) pro Woche. Zu Beginn mag sogar eine Ernährungsumstellung ausreichen. Regelmäßig grünes Blattgemüse, das viel Folat enthält, kann den Methylierungsstoffwechsel sanft und ohne Nebenwirkungen anregen.
GST – guter Entgifter versus schlechter Entgifter
Bei den Glutathion-S-Transferasen (GST) handelt es sich um Enzyme, die Glutathion an Giftstoffe binden. Dies geschieht in der Phase-2 der Entgiftung, nachdem die Toxine zuvor in der Phase-1 mithilfe der CYP-Enzyme (Cytochrom-P450-Enzyme) funktionalisiert worden sind. Da die Giftstoffe durch die Phase-1-Reaktion vorübergehend noch giftiger werden, ist die Kopplung in der Phase-2 durch die GST ein so wichtiger Schritt. Erst dank dieses Schrittes werden die Giftstoffe unschädlich gemacht und können ausgeschieden werden.
GST nicht mit GSSG und GSH verwechseln!
Die Abkürzungen sind recht ähnlich und können leicht verwechselt werden. GST bezeichnet das Enzym Glutathion-S-Transferase. Seine Bildung wird durch verschiedene GST-Gene geregelt. Hier können SNP's vorliegen, die die Funktion des Enzyms verlangsamen und so die Entgiftungsleistung dauerhaft herabsetzen.
Mit GSSG ist die oxidierte Form des Glutathion gemeint. Diese ist unbrauchbar, weil das Glutathion gerade als Antioxidans seine Arbeit getan hat. Sie wird jedoch wieder regeneriert, wozu unter anderem Riboflavin (Vitamin B2) gebraucht wird. GSH ist die wirksame Form des Glutathion, die auch reduziertes Glutathion genannt wird.
Glutathion selbst ist ein Tri-Peptid, das aus den Aminosäuren Glutamin, Cystein und Glycin gebildet wird. Diese werden in der Regel aus Nahrungsproteinen gewonnen, können aber auch als Nahrungsergänzung eingenommen werden. In vielen Detox-Präparaten finden sich diese Aminosäuren oder gleich das fertige Glutathion.
Eine gute Versorgung mit den Glutathionbausteinen und entsprechende NEM können durchaus Sinn machen und die Entgiftung unterstützen. Hier ist aber der Konjunktiv können zu beachten, denn ohne funktionierende GST-Enzyme nutzt uns alles Glutathion reichlich wenig. Denn, ohne dass das (reduzierte/ wirksame) Glutathion mithilfe der GST-Enzyme an die Giftstoffe gekoppelt wird, bleibt es praktisch unwirksam.
Messung und Einnahme von Glutathion reicht nicht aus
Deshalb reicht es nicht aus, nur seine Glutathionwerte im Blut zu messen und dementsprechend die Werte durch geeignete Supplemente zu optimieren. Das heißt, auch die durchaus besser bioverfügbaren Formen Acetyl-Glutathion oder das liposomale Glutathion helfen uns nur wenig weiter, wenn die GST nicht funktioniert. Dann schwimmt zwar reichlich unverbrauchtes hochpotentes Glutathion durchs Blut, aber leider an den Giftstoffen vorbei.
Völlig unnütz ist die Optimierung der Glutathionwerte jedoch nicht, denn normalerweise gibt es eine Restfunktion der GST, die man bestmöglich ausnutzen sollte. Außerdem hat Glutathion zudem eine wichtige Wirkung als Antioxidans. Es macht reaktive Sauerstoffspezies (ROS) unschädlich, indem es den freien Radikalen eine Thiol-Gruppe spendet. Hierbei wird GSH zu GSSG oxidiert. Mithilfe der GSR (Glutathion-Reduktase) wird das verbrauchte GSSG wieder zum wirksamen GSH reduziert.
GST-Gen und seine SNP's
Die meisten Labore testen 3 oder 4 verschiedene GST-SNP's. Am häufigsten werden GST M1, T1 und P1 gemessen. Wie bei anderen Genen gibt es neben dem normalen Wildtyp, heterozygote und homozygote Mutationen. Bei heterozygoten SNP’s wird die Entgiftungsfunktion mäßig bis stark eingeschränkt. Bei homozygoten SNP’s ist die Entgiftungsfunktion sehr stark eingeschränkt. Je mehr GST-Gene von SNP’s betroffen sind, desto stärker ist die Entgiftungskapazität vermindert.
Sinnvolle Prädiagnostik
Um mögliche Zweifel auszuräumen: Die Erhebung der üblichen „Leberwerte“, wie GOT, GPT, GGT, GLDH oder AP ist nicht, ausreichend um eine Aussage über die Entgiftungskapazität zu treffen. Die oft im Rahmen eines „großen Blutbildes“ vom Allgemeinmediziner bestimmten Marker zeigen an, ob es bereits zu einem vermehrten Zelluntergang von Leberzellen gekommen ist. Dies ist hilfreich, um Hinweise auf eine Hepatitis, eine stärkere toxische Belastung durch Medikamente oder Giftstoffe, eine Fettleber oder eine chronische Leberschädigung zu bekommen. Für einen allgemeinen Gesundheitscheck und zur Diagnostik von möglichen Leberschäden ist das durchaus wichtig, nur klärt es kaum die Frage, wie gut die Leber entgiftet. Die häufig getroffene Aussage von Hausärzten, „wir haben Ihr großes Blutbild bestimmt, Sie haben nichts“, darf man also nicht allzu ernst nehmen.
GST-Gesamtaktivität
Die Messung der Level an funktionierenden GST-Enzymen ist einfach und kostengünstig.
Für rund 20,- bis 30,- kann man eine oder mehrere Enzyme testen lassen. Ein kleines EDTA-Blutröhren reicht aus. Eine vom Arzt gegengezeichnete Einverständniserklärung wird nicht benötigt. Denn es handelt sich um die direkte Messung vorhandener Enzyme und nicht der zugrundeliegenden Gene. Die Labore biovis (misst die GST-Gesamtaktivität) und Ganzimmun (misst GST-theta) bieten die Tests in Deutschland an und die Blutproben dürfen vom Heilpraktiker eingesendet werden.
Die Bestimmung der GST-Aktivität liefert einen ersten Überblick über die Phase-2 der Entgiftung und die Ergebnisse können sofort therapeutisch genutzt werden. Bei niedriger GST-Aktivität liegen meistens SNP’s eines oder mehrerer GST-Gene vor. Es kann jedoch auch sein, dass die Enzymaktivität durch Toxine wie Schwermetalle blockiert ist. Um diese Frage zu klären, sollte man entweder die GST-Gene bestimmen oder die GST-Aktivität nach einer Schwermetallausleitung erneut messen. Bessert sich die Aktivität nach der Ausleitung, war die GST vermutlich nur blockiert. Verändert sich der Wert nicht, ist ein Genpolymorphismus wahrscheinlich.
Organische Säuren des Entgiftungsmetabolismus
Die organische Säuren sind Stoffwechselprodukte, die in unserem Stoffwechsel natürlicherweise entstehen. Ihre Werte können einfach über eine Morgenurinprobe bestimmt werden.
Die zuvor genannten Labore biovis und Ganzimmun testen organische Säuren im Urin. Unter dem Namen „Organix Entgiftungskapazität“ testet Ganzimmun Metaboliten des Entgiftungsstoffwechsels, die über die Phase-1 und 2 der Entgiftung Aufschluss geben. Getestet werden: 2-Methylhippursäure, Orotsäure, Glucarsäure, alpha-Hydroxybuttersäure und Pyroglutaminsäure. Der Test bietet einen schnellen, kostengünstigen und therapeutisch verwertbaren Überblick über die Entgiftungskapazität.
Reduziertes Glutathion intrazellulär
Der Sinn und Nutzen der Messung und Gabe von Glutathion wurde schon weiter oben besprochen. Auch wenn Glutathion bei mangelnder Glutathion-S-Transferase nur begrenzt Wirkung zeigen kann, so ist eine Optimierung des Glutathion-Spiegels dennoch sinnvoll. Gemessen wird der intrazelluläre Wert des reduzierten Glutathion (GSH) im EDTA-Blut.
Schlüssel-Supplements für die GST
- Indol-3-Carbinol ist ein Brokkoliextrakt und zählt zu den Senfölglykosiden (Glucosinolate). Eine gute Tagesdosis sind 600 mg. Für dieselbe Menge Extrakt müsste man etwa ein halbes Kilo Brokkoli täglich verzehren.
- DIM-3,3′-Diindolylmethane (DIM) entsteht bei der Verstoffwechslung von Indol-3-carbinol, ist also ebenso ein Brokkoliextrakt. Es kann kombiniert mit Indol-3-carbinol eingenommen werden, rund 300 mg/ Tag.
- Sulforaphan gehört zu den Senfölglykosiden und findet sich ebenso besonders reichlich in Brokkoli sowie in Kohl, Rosenkohl, Senf, Kapuzinerkresse, Rucola und anderen Kreuzblütlern.
- SAM (S-Adenosyl-Methionin) haben wir bereits als wichtigen Methylgruppenspender kennengelernt. Methylierung spielt neben vielen anderen Funktionen auch bei der Entgiftung eine wichtige Rolle. SAM unterstützt die Phase-2 der Entgiftung.
- Alpha-Liponsäure ist eine schwefelhaltige Fettsäure, die an Schwermetalle koppeln und diese entgiften kann. Aufgrund ihrer Fettsäurestruktur ist sie gut zellgängig und kann zudem die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Im Rahmen des „Cutler-Protokolls“ wird sie gezielt zur Schwermetallausleitung eingesetzt und dazu in einer bestimmten Rhythmik und Dosierung eingenommen. Zur Kompensation eines GST-Mangels ist die tägliche Einnahme von 100 bis 300 mg geeignet.
- NAC (N-Acetyl-Cystein) ist eine schwefelhaltige Aminosäure und zentraler Bestandteil von Glutathion. Es bildet jedoch auch direkt Schwermetallkomplexe und kann somit einen GST-Mangel kompensieren helfen.
- Glutathion ist genau der Stoff, dessen Wirksamkeit bei der Entgiftung von der Funktion der GST-Enzyme abhängt. Das sollte ihm eigentlich das Recht geben, hier als erstes Schlüsselsupplement aufgeführt zu werden. Bei einem SNP des Glutathion-S-Transferase-Gens fehlen jedoch wirksame Enzyme, um Glutathion an Giftstoffe zu koppeln. Daher kann die ergänzende Einnahme von Glutathion als NEM weitestgehend wirkungslos bleiben. Deshalb bevorzuge ich die erstgenannten Stoffe, die trotz GST-Mangel wirken. Da es jedoch meistens eine Restfunktion der GST gibt, kann man diese mithilfe von Glutathion-Supplementen optimal ausnutzen. Aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit ist liposomales Glutathion zu bevorzugen.
Ernährung bei GST-SNP’s
Es empfiehlt sich, täglich Lebensmittel mit Senfölglykosiden in den Speiseplan einzubauen. Diese finden sich besonders in Brokkoli, Senfkörnern, Kohlgemüse, Rucola und anderen Korbblütlern. Senfölglykoside (auch Glucosinolate genannt) wirken entzündungshemmend und unterstützen die Phase-2 der Entgiftung. Auch Artischocken fördern die Leberfunktion und Entgiftung. Wer viel Kohl isst, sollte auf eine angemessene Jodversorgung achten. Denn die enthaltenen Thiocyanate können Jod verdrängen und so die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Die parallele Einnahme eines Jodsupplements ist bei kohlreicher Ernährung sinnvoll.
Bevorzugen sollte man in jedem Fall bioorganische Lebensmittel, die keine oder möglichst wenige Pestizide und andere Toxine enthalten. Gebratene und frittierte Speisen sollte man meiden oder nur in geringen Mengen verzehren.
„Bremsmanöver“
Bei schwachen GST aber gut funktionierenden CYP (Phase-1 der Entgiftung), kann eine Hemmung der CYP sinnvoll sein, um eine Anreicherung von toxischen Zwischenprodukten zu verhindern. Wenn die CYP-Enzyme aber selbst langsam arbeiten (auch hier empfiehlt sich ein Gentest), sollte man sie nicht noch weiter abbremsen. Es gibt zahlreiche Arzneistoffe, die die Funktion der CYP beeinflussen. Wer Medikamente nehmen muss, dem ist eine umfangreiche CYP-Gendiagnostik anzuraten, um mögliche Wechselwirkungen zu erkennen. Wer keine Medikamente nimmt, langsame GST, aber schnelle CYP hat, der kann die CYP zum Beispiel mit Grapefruitsaft- oder Kernextrakt abbremsen, um so seiner Leber mehr Zeit für die Phase-2 der Entgiftung zu geben. Logischerweise macht dieses Bremsmanöver nur dann Sinn, wenn man die Aufnahme von Toxinen insgesamt limitiert und so seine Leber entlastet.
Zuerst Entgiftungswege frei putzen, dann Entgiftungskur
Viele Köche = viele Rezepte. Verschiedene Konzepte = verschiedene Therapien. Manch Einer lässt sich nicht gerne in sein Kochbuch schauen oder ist überzeugt, dass man die Zutaten immer in einer bestimmten Reihenfolge hinzufügen muss. Womit man eine Therapie starten, kann damit zur Gretchenfrage werden.
Hier möchte ich nun mein bewährtes Rezept in Hinblick auf Entgiftung aufschreiben. Mit wenigen Ausnahmen bin ich der Meinung, dass man zuerst die Entgiftungswege frei putzen sollte, bevor man sich an eine intensive Entgiftungskur ran wagt. Denn was hilft es, wenn die Entgiftungswege wie Leber, Lymphe und Darm verlegt sind und man mit aller Gewalt Giftstoffe aus dem Gewebe mobilisiert? Die Gefahr, dass es zur bloßen Umverteilung ohne ausreichende Ausscheidung der mobilisierten Gifte kommt, ist einfach zu groß. Und diese Gefahr potenziert sich, wenn jemand unter einer enzymatischen Entgiftungsschwäche leidet.
Individuelle Entgiftungskapazität bestimmen
Eine Chelattherapie, das Klinghardt-Protokoll oder was auch immer mögen bei 9 Patienten wunderbar funktioniert haben. Wenn es aber bei dem 10. Patient zu einer schwerwiegenden Rückvergiftung mit Verschlechterung der Symptomatik kommt, dann sind die Ansätze eben nicht allgemeingültig. Wir verfahren sonst auch nicht anders als die Schulmedizin, die meint, was einer statistischen Masse guttut, müsste demnach für jeden gut sein. Nein und noch mal nein! Wir dürfen nie vergessen, den individuellen Fall zu betrachten. Und zur individualisierten Diagnose im Hinblick auf Entgiftung gehört neben der Feststellung der Art und Menge der Giftbelastung eben auch die Untersuchung der Entgiftungskapazität. Und die Entgiftungskapazität ist abhängig von funktionierenden Enzymen der Phasen 1 und 2 der Entgiftung.
„Reparatur“ der Entgiftungsenzyme, Darmsanierung, Entsäuerung
Eine so weit wie mögliche „Reparatur“ der Entgiftungsenzyme sollte neben einer Darmsanierung und Entsäuerung deshalb meiner Ansicht nach vor jeder intensiveren Entgiftungskur durchgeführt werden. Oft machen diese Vorarbeiten sogar die eigentliche Entgiftungskur überflüssig, da der Körper wieder in die Lage versetzt worden ist, sich selbst der Toxine zu entledigen. Sind die Entgiftungswege aber freigeputzt, kann zum Beispiel eine Schwermetallausleitung mit Chelatbildnern deutlich nebenwirkungsärmer durchgeführt werden und zudem nachhaltiger wirken.
Ausnahmen, bei denen man sofort entgiften sollte
Im Falle einer akuten Intoxikation, bzw. dem Herausbohren von Amalgamplomben ohne Schutzmaßnahmen (wie Kofferdamm und Atemschutz) oder anderweitiger akuter Giftbelastung, sollte unmittelbar eine Ausleitung der Toxine mit entsprechenden Mitteln durchgeführt werden.
Eine weitere Ausnahme ist eine Blockade der Entgiftungsenzyme durch Schwermetalle. Die GST-Aktivität kann neben genetischen GST-SNP's auch durch eine Belastung mit Schwermetallen blockiert sein. Ergibt die Gentestung also gut funktionierende GST-Gene, liegt die GST-Aktivität jedoch unter der Norm, so ist von einer Enzymblockade auszugehen. Eine Messung der Schwermetalle im Vollblut und ein Provokationstest mit Chelatbildnern können eine Belastung nachweisen. Liegt diese vor, sollte die Enzymblockade durch eine Schwermetallausleitung beseitigt werden.
Ein Gen kommt selten allein
Von den vielen tausend Genen, die unsere gesundheitlichen Stärken und Schwächen ausmachen, schreibt man einer überschaubaren Anzahl einen besonders großen Einfluss zu. Anders gesagt gelten nur einige von ihnen als genau erforscht beziehungsweise ihre SNP’s als gut therapierbar. Schon die Wechselwirkungen dieser wenigen Gene führen zu komplizierten Stoffwechselvorgängen. Was die Frage aufwirft, wie wir aus dieser Komplexität eine sinnvolle Therapie ableiten?
„Dirty Genes“ und das „Clean Genes Protocol“
Dr. Ben Lynch beschreibt in seinem Buch „Dirty Genes“ das „Clean Genes Protocol“. Mit „dirty genes“ meint er zunächst Gen-Polymorphismen, also SNP’s, die unsere Gesundheit einschränken können. Jedoch könnten auch eigentlich gut funktionierende Gene durch den falschen Lebensstil „schmutzig“ werden. Er bezieht sich dabei auf die Epigenetik, also die Forschung darüber, wie Umweltfaktoren auf unsere Gene einwirken.
Seine Gene sauber putzen
Das „Clean Genes Protocol“ umfasst damit allgemeine Empfehlungen zu gesunder Ernährung und einem gesunden Lebensstil. Lynch verordnet dieses Protokoll allen seinen Patienten, um erst mal sämtliche Gene „sauber zu putzen“. Schließlich hätten wir über 20.000 Gene in unserem Körper, in denen über eine Million SNP’s bei einer einzelnen Person vorliegen könnten. Zwar haben einige von diesen SNP’s einen besonders großen Einfluss auf unsere Gesundheit – Lynch stellt in seinem Buch 7 verschiedene Gene vor (darunter COMT, MTHFR und GST) – jedoch würde ein selektives „putzen“ dieser paar Gene nicht viel Sinn ergeben, wenn man die restlichen 20.000 außer Acht ließe.
Naturheilkunde ist gut für Deine Gene
Damit liegt Ben Lynch mit seinem Clean Genes Protocol ganz auf der Linie anderer bewährter ganzheitlicher Therapiemethoden. Denn egal, ob wir mit Homöopathie, Akupunktur, ganzheitlichen Körpertherapien, Mitochondrientherapie, etc. pp. arbeiten, naturheilkundliche Methoden gründen im Allgemeinen immer auf einer gesunden Lebensführung.
Unsere vielen tausend Gene stehen in einem regen Austausch miteinander und beeinflussen mit ihrer Interaktion unseren komplexen Stoffwechsel. Regt man selektiv und isoliert einzelne Stoffwechselwege an – sprich man „putzt“ nur eines oder wenige Gene sauber - so verlagert sich der Stoffwechselstau an eine andere Stelle. Auf Basis einer gesunden Lebensführung, die grundlegend alle Gene putzt, könne man eine Verlagerung des Stoffwechselstaus verhindern. Nach dem man das grundlegende Clean Genes Protocol umgesetzt hätte, könne man sich dann seinen spezifischen Gen-SNP's zuwenden und diese durch eine geeignete Ernährung und spezielle Supplements sauber polieren.
Auch bei dem Putzen einzelner Gene empfiehlt Lynch, es zunächst mit der geeigneten Ernährung zu versuchen – z.B. folatreiche grüne Blattgemüse bei MTHFR-SNP’s. Als im wahrsten Sinne des Wortes Ergänzung der Nahrung könne man dann bei Bedarf gezielte Nahrungsergänzungsmittel einsetzen, um dem Reinigungsprozess den letzten Schliff zu verpassen.
Zum „Clean Genes Protocol“ sollten zusammengefasst werden:
- Eine gesunde organische Kost
- Die richtige Menge Training und Bewegung
- Ein erholsamer und tiefer Schlaf
- Das bestmögliche Meiden von Umweltgiften
- Eine angemessene Stressbewältigung
Das Clean Genes Protocol passt damit wunderbar zu ganzheitlichen Gesundheitskonzepten wie der Cellsymbiosistherapie und anderen Therapieverfahren der integrativen und funktionellen Medizin.
Um bestmöglich seine Gene sauber zu schrubben, eignen sich:
- Ein Test auf Nahrungsunverträglichkeiten, um die Ernährung individuell anzupassen
- Eine Darmsanierung mit Darmreinigung und Aufbau der Darmflora
- Die Behandlung einer Nebennierenschwäche um seine Stressresistenz zu verbessern
- Ein Coaching, um berufliche und private Probleme zu lösen und so Stress abzubauen
- Eine Untersuchung und Optimierung der Entgiftungskapazität und einer möglichen Schwermetallbelastung und wenn nötig eine Ausleitung
Sich und seinen Genen etwas zumuten
Bei aller Selbst-Optimierung sollte der Spaß am Leben nicht zu kurz kommen. Und wenn für Dich dazu mal ein Kaffee, ein Glas Wein oder eine durchfeierte Nacht gehören, dann solltest Du Dir das gelegentlich gönnen.
Denn, zum gesunden Mittelmaß gehören auch mal Extreme. Extreme balancieren aus. Mittelmaß bleibt immer Mittelmaß.
Wie viel Du Dir wann zumuten kannst, musst Du natürlich selbst herausfinden. Deine Gene besser kennenzulernen hilft Dir, auch Dich besser kennenzulernen. Deine ganz eigenen Stärken und Schwächen besser zu verstehen. Vor allem die schwachen Gene verraten Dir viel über Dich selbst. Die Starken, die ohnehin die meiste Zeit gut funktionieren, bemerkst Du vielleicht gar nicht. Die Schwachen sind Deine Herausforderung. An Ihnen kannst Du Dich messen und abarbeiten. Aber auch einem schwachen Muskel sollte man etwas zutrauen.
Wenn Du ein schlechter Entgifter bist, dann heißt das, nicht, dass Du gar nicht entgiften kannst. Es sei denn, Deine Leber und Nieren haben bereits weitestgehend ihre Funktion aufgegeben und Du brauchst eine Dialyse. Wenn dem nicht so ist, dann wirst Du wahrscheinlich gelegentlich auch mal etwas über die Stränge schlagen können. Wo hier aber Deine persönliche Grenze ist, das weißt nur Du. Bitte vergleiche Dich nicht mit anderen. Wenn bei Dir schon nach einem Tässchen kurz aufgebrühtem grünem Tee die Post abgeht, dann ist Kaffee vermutlich wirklich nichts für Dich. Wenn Du schon nach einem Stückchen Rumschokolade betrunken bist, dann lass Deine Finger bitte komplett vom Alkohol. Wenn nicht, dann schau, wie viel Genuss Dir guttut und ob wo Deine Gene sich zu sehr abstrampeln müssen.
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