Unser Immunsystem ist ein hochspezialisiertes Abwehrsystem zum Schutz unseres Körpers. Normalerweise verrichtet es seine Arbeit im Stillen und verhindert jeden Tag und jeden Moment, dass sich Krankheitserreger ins uns Ausbreiten und zu mitunter lebensbedrohlichen Infektionen führen. Doch unser Abwehrsystem schützt uns nicht nur vor einer Bedrohung von außen. Mit detektivischer Präzision findet und eleiminiert es krankhafte, deformierte und kanzerogen mutierte eigene Körperzellen. Es schützt uns somit auch vor einer möglichen Bedrohung von innen, quasi vor uns selbst. Hierfür müssen abermillionen von Immunzellen (Leukozyten) zusammen mit bestimmten Botenstoffen (Zytokine und andere) genauestens differenzieren, wer Freund und Feind ist und welche Körperzellen gesund und welche krank sind. Im gesunden Zustand macht unser Immunsystem das in einer perfekten Balance unterschiedlicher Abwehrstrategien. Zu Gunsten der Abwehr bestimmter Krankheitserreger kippt diese Balance vorübergehend in die eine oder andere Richtung. Das ist gewünscht, gesund und physiologisch. Kippt die Immunbalance jedoch „ohne Grund“ zu stark in die eine oder andere Richtung, steigt die Wahrscheinlichkeit an einer Autoimmunkrankheit, an Allergien oder sogar an Krebs zu erkranken.
Eine Diagnose der sogenannten TH1-TH2-Immunbalance kann helfen, den gesunden oder möglicherweise krankhaften Aktivitätsgrad des Immunsystems besser einzuschätzen. Hieraus lassen sich wiederum Therapieansätze ableiten, die helfen können die Immunbalance wieder herzustellen.
TH1 – TH2 – spezialisierte Lymphozyten steuern unser Abwehrsystem
TH1-und TH2-Zellen gehören zu einer spezialisierten Untergruppe der Leukozyten, nämlich den sogenannten T-Lymphozyten (kurz T-Zellen). Das T steht für Thymus, denn die „thymusabhängigen“ Lymphozyten wandern nach ihrer Bildung im Knochenmark zum Thymus, wo sie vollständig heranreifen. Neben den T-Lymphozyten gehören noch die B-Lymphozyten (Produktion von Antikörpern) und die natürlichen Killerzellen (Abtöten von virusinfizierten und tumorösen Zellen) zur Gruppe der Lymphozyten. B- und T-Zellen steuern die ´spezifische Abwehr´ beziehungsweise die erworbene Immunität. Vereinfacht gesagt, lernen sie im Laufe der Zeit die verschiedensten Krankheitserreger kennen, „merken“ sich diese (Immungedächtnis) und regeln die Bildung spezifischer Antikörper. Diese Antikörper passen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zu bestimmten Antigenen.
TH-Lymphozyten (T-Helferzellen) sind eine Untergruppe der T-Lymphozyten
Innerhalb der T-Lymphozyten gibt es weitere Subpopulationen (Untergruppen). Zu ihnen gehören die T-Helferzellen (TH1, TH2 und TH17), die reglatorischen T-Zellen (unterdrücken zu starke Immunreaktionen), die T-Gedächtniszellen (bilden unser Immungedächtnis, „merken“ sich Antigene bzw. Krankheitserreger), sowie die zytotoxischen T-Zellen (eleminieren virusinfizierte und entartete Zellen).
Die Aufgabe der T-Helferzellen kann man mit einer unterstützenden, steuernden Funktion beschreiben. Diese reicht vom Erkennen des „Feindes“, über die Aktivierung und Beschleunigung des Angriffs auf diesen, bis zur Anregung der Antikörperbildung (durch die B-Zellen). T-Helferzellen koordinieren quasi die Immunantwort, können diese lenken und gezielt verstärken. Sie aktivieren und lenken Fresszellen (Makrophagen und Granulozyten) und verstärken damit die Immunreaktion. Sie erteilen Befehle, indem sie Fresszellen zur Zerstörung von Krankheitserregern und (kranken) Körperzellen anregen oder eben B-Zellen zur Antikörper-Produktion motivieren. Ihre Befehle erteilen sie mit Hilfe verschiedener Botenstoffe, die man Zytokine nennt. Diese Zytokine dienen der Kommunikation der Abwehrzellen untereinander und können somit Abwehrreaktionen anregen und verstärken. Da TH1-Zellen (auch Typ1-T-Helferzellen) und TH2-Zellen (auch Typ2-T-Helferzellen) mit jeweils anderen Zytokinen arbeiten, die sich zum Teil gegenseitig in ihrer Funktion unterdrücken, spricht man von einer Immunbalance zwischen TH1 und TH2.
Lymphozyten reagieren auf Antigene indem sie Antikörper bilden
Antigene sind bestimmte Oberflächenstrukturen, quasi „das Aussehen oder der Personalausweis“ einer Zelle anhand derer diese erkannt werden kann. Oft wird der Begriff Antigen mit dem Krankheitserreger oder einer schädlichen Zelle gleichgesetzt, was nicht ganz korrekt ist. Bei Antigenen handelt es sich in der Regel um bestimmte Eiweißstrukturen auf der Oberfläche von Zellen, die von spezialisierten Immunzellen erkannt werden können. Aber auch andere Stoffe können potentielle Antigene sein. Antigene finden sich nicht nur auf Krankheitserregern. Auch eigentlich harmlose Stoffe wie Blütenpollen oder Blutkörperchen einer fremden Blutgruppe können von unserem Immunsystem als Antigene erkannt werden. Entscheidend dürfte hier der Begriff „fremd“ sein.
Denn jede einzelne Körperzelle des eigenen Organismus besitzt eine Oberflächenstruktur. Diese werden als MHC-(Selbsterkennungs-)Moleküle bezeichnet und sind so etwas wie der Personalausweis unserer Zellen. Während das eigene Immunsystem anhand dieser MHC-Moleküle erkennt, dass die betreffende Zelle zum eigenen Organismus gehört, werden genau dieselben Strukturen von einem anderen Organismus als fremd und somit als Antigene erkannt. Dieses Antigen löst nun die Bildung eines für ihn spezifischen Antikörpers aus (nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip) und kann fortan besonders effektiv bekämpft werden. Soweit so hilfreich und lebensrettend. Verkennt jedoch das Immunsystem harmlose Stoffe wie z.B. Blütenpollen als Antigene, so reagiert der Körper mit einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Wir spüren das dann als Allergie mit den typischen Symptomen. Noch problematischer kann es sein, wenn der Körper eigene Zellen plötzlich als fremd bzw. als Antigen erkennt. Dann startet er eine Antigen-Antikörper-Reeaktion gegen eigene Zellen und Zellverbände (Gewebe). Wir haben es nun mit einer Autoimmunreaktion zu tun. Je nachdem gegen welches Gewebe oder Organ sich diese Reaktion richtet und wie lange sie anhält, zeigen sich dann die Beschwerdebilder der jeweiligen Autoimmunkrankheit.
Bei Autoimmunkrankheiten richten sich Antikörper gegen körpereigene Strukturen
Die meisten manifesten und bekannten Autoimmunkrankheiten lassen sich durch die Bestimmung spezifischer Antikörper nachweisen. So findet man zum Beispiel vermehrt TPO-Antikörper bei Hashimoto thyreoiditis, CCP-Antikörper bei rheumatoider Arthritis oder antinukleäre Antikörper (ANA) bei Lupus erythematodes. Diese Antikörper sind die Antwort – beziehungsweise im Regelkreis des Immunsystems der Auslöser – einer gesteigerten Aktivität des Abwehrsystems. Das Problem: Während diese gesteigerte Aktivität gewünscht und notwendig ist bei der Abwehr von Krankheitserregern, führt sie bei Autoimmunkrankheiten zum Angriff auf körpereigene Enzyeme, Zellen und Gewebe. Denn die Antikörper richten sich hierbei gegen diese körpereigenen Strukturen.
Den erhöhten Aktivitätsgrad kann man mitunter an eher unspezifischen Entzündungsmarkern wie dem C-reaktive Protein (CRP), der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder einer veränderten Leukozytenzahl erkennen. Spezifischer und damit deutlich genauer kann man die Veränderung im Immunsystem jedoch an einer genauen Differenzierung der Lymphozyten oder eben an einer Bestimmung der Zytokine ablesen. Und hier kommt die Immunbalance zischen TH1- und TH2-Zellen ins Spiel. Die Aktivität dieser Zellen wird von bestimmten Botenstoffen – den Zytokinen – beeinflusst. Eine Messung der betreffenden Zytokine im Blut des Patienten zeigt nun, wie es um seine Immunbalance bestellt ist.
TH-1 Abwehr innerhalb der Zelle
TH1-Zellen sind für die Abwehr intrazellulärer Erreger (Erreger die sich in Körperzellen einnisten) und die Beseitigung kranker Körperzellen verantwortlich. Da es sich bei den meisten intrazellulären Erregern um Viren handelt, ist die Aktivität von TH1 typischerweise bei Virusinfektionen erhöht. Da Viren keine eigenständigen Zellen sind, brauchen sie bekanntermaßen Wirtszellen, um sich zu vermehren. Da die durch den Virus umprogrammierten „Zombiezellen“ für gewöhnlich eine veränderte Oberflächenstruktur bekommen, können sie vom Immunsystem als kranke Antigene erkannt und bekämpft werden. Auch Tumorzellen verändern ihr Aussehen und werden von TH1-Zellen erkannt und schließlich beseitigt. Bakterien sind im Gegensatz zu Viren eigenständige Zellen und können sich durch Zellteilung selbst vermehren. Sie brauchen dazu normlerweise keine Wirtszellen. Ihre Vermehrung erfolgt extrazellulär, also außerhalb der Zelle. Auf die Abwehr extrazellulärer Erreger sind wiederum die TH2-Zellen spezialisiert. Dennoch gibt es einige Bakterienarten, die sich in Körperzellen einnisten und vermehren können. Zu den Bakterien, die sich in einer Wirtszelle vermehren gehören zum Beispiel Chlamydien und Tuberkulose-Bakterien. Sie aktivieren folgerichtig auch die TH1-Zellen zu einer Immunantwort.
Abwehr von Viren, intrazellulären Bakterien und Ausschalten von Krebszellen
Bestimmte Antigene, also Merkmale fremder Zellen, bewirken die vermehrte Bildung und Aktivierung von Typ1-T-Helferzellern (TH1-Zellen). TH1-Zellen schütten ihrerseits bestimmte Botenstoffe (Zytokine) aus, die Fresszellen (sogenannte Makrophagen) anlocken und aktivieren. Die TH1-spezifischen Zytokine sind Interferon-gamma (INF-g), Interleukin-2 (IL-2) und der Tumornekrosefaktor alpha (TNF-a). Diese sollte man sich merken, denn anhand ihrer Aktivität bzw. Werte im Laborbefund lässt sich die TH1-Aktivität abschätzen.
Da TH-1-Zellen auf die Abwehr intrazellulärer Erreger und Krebszellen spezialisiert sind, liegt ihr Fokus eben auf dem Ausschalten kranker eigener Körperzellen.
Die virusbefallene Zelle und Krebszellen werden mit Haut und Haar von Makrophagen aufgefressen („phagozytiert“). Oder sie werden von natürlichen Killerzellen angegriffen und von diesen quasi in den Selbstmord getrieben (Apoptose = programmierter Zelltod). Der Umstand, dass der Körper im gesunden Zustand in der Lage ist, Krebszellen auszuschalten, ist in der Medizin schon lange bekannt. Dass Krebs durch Immuntherapien bekämpft und geheilt werden kann, ist in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Forschung gerückt. Das Potential der immuologischen Behandlung von Krebs ist entsprechend groß und dürfte in den nächsten Jahren neue Behandlungsansätze hervorbringen.
Einige besonders schlaue oder widerstandsfähige intrazelluläre Erreger können dem Abtöten durch TH1-Zellen und ihrer Armee von Abwehrzellen entgehen. Der Epstein-Barr-Virus ist so ein Spezialist. Er tarnt sich, in dem er die Expression von Antigenen an der Oberfläche befallener Zellen verhindert. Die Körperzelle kann also nicht „zeigen“ dass sie erkrankt ist und wird folglich auch nicht getötet. Der Virus kann sich weiter vermehren. Dieser Trick des Erregers kann eine chronische Infektion begünstigen und erschwert es dem Immunsystem gegen den Virus vorzugehen. Ein anderer Kandidat ist der Tuberkulose-Erreger. Das Mycobacterium tuberculosis gehört zu den Bakterien, welche sich in der Regel außerhalb von Körperzellen vermehren und dann von TH2-Zellen bekämpft werden. Aufgrund einer wachsartigen Zellwand kann das Tuberkulose-Bakteriu überleben, obwohl es bereits von Fresszellen (Makrophagen) verschluckt worden ist. Seine spezielle Zellwand verhindert, dass es innerhalb der Makrophagen verdaut werden kann. TH1-Zellen können die befallenen Makrophagen jedoch erkennen und bei der Zerstörung des Bakteriums helfen.
Angriff auf eigene (gesunde) Zellen – Autoimmunität
Es dürfte klar geworden sein, dass die Abwehr intrazellulärer Erreger und das Abtöten kranker Körperzellen ein unentbehrlicher Überlebensmechanismus ist. Wie wir gesehen haben, wird dieser maßgeblich von TH1-Zellen gesteuert.
Wo viel richtig läuft, kann auch einiges schief laufen. Buchstäblich in Schieflage gerät unser Immunsystem, wenn es plötzlich Angriffe gegen den eigenen Körper fährt. Autoimmunreaktionen gehen in der Regel mit einer Verlagerung der Immunbalance zu Gunsten von TH1 einher. Wir haben gelernt, dass die Typ1-T-Helferzellen gegen intrazelluläre Erreger oder auch gegen entartete körpereigene Zellen aktiv werden. Heißt also, sie müssen zielgerichtet eigene kranke Zellen als solche erkennen und abtöten. Dass es hierbei zu Verwechslungen kommen kann, liegt auf der Hand.
Bei einer autoimmunen Reaktion kommt es zu einer solchen folgenschweren Verwechslung. Immunzellen, insbesondere TH1-Zellen, erkennen die eigenen Körperzellen nicht wieder. Die Oberflächenstrukturen körpereigener Zellen (spezielle MHC-Selbsterkennungmoleküle) werden mit fremden Antigenen verwechselt. Die MHC-Selbsterkennungsmoleküle bezeichne ich gerne als „Personalausweis“ der eigenen Körperzellen. Personalausweise können bekanntermaßen gefälscht werden. Die Fälschung sieht bestenfalls täuschend echt aus.
Bei einer auoimmunen Reaktion werden die eigenen Personalausweise (MHC-Moleküle) von den kontrollierenden Immunzellen fäschlicherweise als fremd erkannt. Das kann schon mal passieren. Eigentlich kennt das jeder. So kann man schon mal sein eigenen Spiegelbild am morgen nach einer langen Nacht verkennen. Oder man hat sein Aussehen, seine Frisur verändert und kann verstehen, dass der Zollbeamte bei der Passkontrolle am Flughafen 2 Mal hinsehen muss. So ähnlich ist es in unserem Körper. Die Expression der MHC-Moleküle verändert sich fortlaufend. Zum einen müssen die Moleküle entsprechend des genetischen Codes ständig neu gebildet werden, wobei es zu Fehlproduktionen kommen kann. Die MHC-Moleküle treten in einigen gewünschte Varianten auf (Polymorphismen), können aber auch falsch produziert werden. Zum anderen müssen die MHC-Moleküle ständig verdächtige Proteinfragmente präsentieren, wodurch Immunzellen das Vorhandensein krankhafter Antigene erkennen. Patroullierende Immunzellen müssen nun ständig Freund und Feind auseinanderhalten, wobei es immer wieder zu Verwechslungen kommen kann.
Ursachen dieser fehlgeleiteten Immunreaktionen sind in einem Wechselspiel aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren zu suchen. Erblich bedingte Veränderungen der MHC-Moleküle oder der Funktion des Immunsystems, machen bestimmte Autoimmunkrankheiten wahrscheinlicher. Die Auslösung der Erkrankung ist häufig von Umweltfaktoren abhängig. Hierzu gehören zum Beispiel Umweltgifte, Infekte und Stress. Umweltgifte können zu einer Veränderung der Zellen und Zelloberfläche beitragen oder direkte Immunreaktionen auslösen. Stress modifiziert die Immunantwort und kann ebenso autoimmune Reaktionen auslösen oder verstärken. Bei Infektionen durch Krankheitserreger spielen zwei Faktoren eine Rolle. Zum einen können die Antigene von Bakterien, Viren und Co. den körpereigenen MCH-Molekülen täuschend echt sehen. Die Abwehr der Krankheitserreger kann somit einen Angriff auf das körpereigene Gewebe provozieren. Da insbesondere Viren als intrazelluläre Erreger auftreten, haben TH1-Zellen ohnenhin bereits einen Angriff auf kranke Körperzellen eingeleitet. Die Wahrscheinlichkeit das bisher unbeteiligtes Gewebe mit eigentlich gesunden Zellen angegriffen wird, ist nun erhöht. Zum anderen kommt es bei Entzündungsprozessen aufgrund von Infektionen zu Zell- und Gewebeschädigungen. Hierdurch ändert sich sich das „Aussehen“ der Zellen und Gewebe, was in Folge dessen als fremd erkannt werden kann. Die Immunreaktion auf eigene Zellen hört dann nicht auf, obwohl die Krankheitserreger bereits beseitigt worden sind.
TH-2 – Abwehr außerhalb der Zelle
TH2-Zellen sind für die Abwehr von extrazellulären Krankheitserregern zuständig. Das heißt, sie bekämpfen keine kranken, virusinfizierten eigenen Körperzellen, sondern kümmern sich um das was im Blut und in anderen Körpersäften vorkommt. Bakterien, Pilze und Parasiten sind eigenständige Organismen beziehungweise Zellen. Sie nutzen zwar Wirtsorganismen wie uns Menschen, sind aber in der Regel nicht auf Wirtszellen angewiesen. (Eine Ausnahme sind Plasmodien, die Malaria-Erreger. Es handelt sich um parasitäre einzellige Lebewesen, die rote Blutkörperchen befallen). Bei extrazellulären Erregern hat es das Immunsystem vermeintlich leichter, Freund und Feind zu unterscheiden. Allerdings können auch Antigene von extrazellulären Erregern „übersehen“ oder verwechselt werden. Da jedoch keine eigenen Zellen zerstört werden müssen, führen TH2-Reaktionen normalerweise nicht zu autoimmunen Störungen.
TH2 geleitete Immunreaktionen können sich jedoch auf Allergene beziehen. Allergene sind häufig harmlose Stoffe wie Blütenpollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel. Diese wollen unserem Körper „nichts böses“. Das heißt, sie wollen sich nicht in uns vermehren, so wie Krankheitserreger dies tun. Allerdings sind ihre Zelloberflächen unserem Immunsystem fremd und so können diese als gefährliche Antigene eingestuft und folglich bekämpft werden. Die unangenehmen und teils bedrohlichen Nebenwirkungen erleben wir dann als allergische Reaktionen. Allergische Reaktionen sind eigentlich vom Immunsystem veranlasste Reaktionen zur erfolgreichen Bekämpfung eines Krankheitserregers. Im Falle einer allergischen Reaktionen handelt es sich jedoch um einen „Schattenkampf“, den wir uns eigentlich sparen könnten.
Abwehr von Bakterien, Pilzen, Parasiten
Die Hochregulation der TH-2-Immunantwort dient der Anwehr extrazellulärer Erreger. Dazu gehören die allermeisten Bakterien, sowie Pilze und Parasiten. Diese Mikroorganismen nutzen zwar unseren Organismus als Wirt, bewegen sich aufgrund ihrer eigenen Zellwände darin aber als eigenständige Organismen. Das heißt, Sie bilden keine „Zombiezellen“ so wie Viren es tun. Deshalb braucht der Körper auch nicht eigene befallene Zellen zu zerstören, sondern kann sich auf die Abwehr der Feinde außerhalb seiner Zellen („extrazellulär“) konzentrieren. Die Eindringlinge besiedeln Schleimhäute, Blut, Gewebe und die im Gewebe befindlichen Zellzwischenräume.
“Abwehr” von Allergenen – Schattenkampf im Immunsystem
Während wir TH2-Zellen zur Abwehr extrazellulärer Krankheitserreger unbedingt brauchen, kann eine grundlos gesteigerte Typ2-T-Helferzellenaktivität zu vermehrten allergischen Reaktionen beitragen. Auch diese lässt sich anhand einer vermehrten Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen im Blutbild ablesen. Das zentrale Zytokin, das die Aktivität von TH2 anzeigt, ist das Interleukin-4 (IL4). IL4 löst löst eine sogenannte humorale Immunantwort aus. Diese stimuliert und aktiviert B-Zellen (B-Lymphozyten), die ihrerseite Plasmazellen produzieren. Plasmazellen bilden nun in großem Maße spezifische Antikörper, die zu den zuvor identifizierten feindlichen Antigenen passen. Die Antikörper gelangen in die Körpersäfte (daher humorale Immunantwort, humoral = die Säfte betreffend) und binden an die passenden Antigene. Dadurch werden Fresszellen angelockt, und zwar Granulozyten (in der TH1-Reaktion sind es Makrophagen), die den Antigen-Antikörperkomplex phagozytieren, also auffressen. Damit werden Krankheitserrger vernichtet oder auch Allergene, sofern die Antikörper sich gegen deren Antigene richten.
Neben IL-4 gibt es weitere Zytokine, die an der TH2-Antwort beteiligt sind. Diese heißen IL-5, IL-6, IL-10 und IL-13. Ihre Funktion liegt in der Verstärkung der TH2-Reaktion und in der Hemmung der TH1-Reaktion. Letzteres geschieht durch eine Hemmung der TH1-spezifischen Zytokins INF-g und der Aktivität von Makrophagen. Dieser Punkt ist entscheidend, denn er macht deutlich, dass eine vermehrte TH2-Aktivität die TH1-Aktivität vermindert. Wir sprechen hier auch von einem TH2-Shift, das heißt die Immunbalance kippt Richtung TH2.
Während diese vorübergehende Dysbalance physiologisch und gewünscht ist zur Abwehr von Krankheitserregern, kann sie zum Problem werden wenn sie zu einem chronischen Zustand wird. Eine dauerhaft TH2-dominante Immunlage geht mit einer erhöhten Allergiebereitschaft sowie einer verminderten Abwehr von Viren und Krebszellen einher. Hier ist ein therapeutisches Eingreifen sinnvoll, um die gesunde Balance des Immunsystems wieder herzustellen.
Diagnose der Immunbalance
Die einfachste Form zur Diagnose der Immunbalance ist die Bestimmung der Immunlage mithilfe einer Blutanalyse. Hierzu ist eine Blutentnahme notwendig, die beim Heilpraktiker, beim (ganzheitlich behandelnden) Arzt und teilweise auch direkt bei den Laboren durchgeführt werden kann. Die Werte werden aus dem Vollblut bestimmt, wozu ein Heparin-Blutröhrchen ausreicht.
Hierbei werden die enstprechenden Zytokine bestimmt. Also die bereits erwähnten TH-1-Zytokine INF-g, IL-2 und TNF-alpha, sowie die TH-2-Zytokine IL-4, IL-5, IL-6, IL-10 und IL-13. Anhand der jeweiligen Referenzwerte (Normwerte) wird damit der Aktivierungsgrad der Immunabwehr ermittelt.
Aus den jeweils wichtigsten TH-1- bzw. TH-2-Zytokinen wird dann die Immunbalance berechnet. INF-g stellvertretend für TH-1 und IL-4 stellvertretend für TH-2. Normwerte für die INF-g /IL-4-Ratio liegen zwischen 30 und 60. Nehmen wir einen Wert von 3000 pg/ml (Referenzwert liegt zwischen 500 – 3000 pg/ml) für INF-g und einen Wert von 30 pg/ml (Referenzwert liegt zwischen 22 – 40 pg/ml) für IL-4 an. Dann würde die Ratio 3000/30 = 100 betragen. Die Immunbalance wäre in diesem Beispiel zu Gunsten von TH-1 verschoben.
Wir würden von einer TH-1-dominanten Immunlage sprechen. Im Falle eines akuten viralen Infektes wäre dies wünschenswert. Auch bei einer chronisch viralen Infektion oder einem karzinogenen Geschehen wäre diese Immunlage „normal“ oder gar wünschenswert. Liegt jedoch keine dieser Erkrankungen vor – was im Zweifelsfall fachärztlich abgeklärt werden sollte – dann ist die TH-1-dominante Immunlage ungünstig. Entweder besteht in diesem Fall bereits eine spezielle und diagnostizierte Autoimmunkrankheit oder wir haben es mit Symptomen zu tun, die durch die TH1-Dominanz verursacht sein können. Dies können zum Beispiel chronischen Schmerzen, Entzündungen oder Mitochondrienschädigungen sein.
Insbesondere dann, wenn (zum Glück) keine manifeste Autoimmunkrankheit vorliegt, können wir die feinen Abweichungen im Immunsystem nun erkennen und ganzheitlich behandeln.
Großes Blutbild kann bereits eine Tendenz zeigen
Eine Zytokonbestimmung ist recht aufwendig und gehört definitiv nicht zur medizinischen Standarddiagnostik. Eine Bestimmung der markantesten Zytokine zur Berechnung der Immunbalance, also INF-g und IL-4 kostet zirka 65,-. Meist ist jedoch ein umfangreiches Zytokinprofil notwendig. Hier liegen die Laborkosten zwischen 100,- und 130,-, teilweise höher. Das sind Kosten, die Kassen wie Patienten gerne sparen. Ein großes Blutbild zählt hingegen zum diagnostischen Standard und kostet nicht mehr als 5,-. Es kann zumindest eine erste Tendenz aufzeigen. Aus der prozentualen Verteilung der neutrophilen Granulozyten und der Lymphozyten, kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die TH-1/TH-2-Balance abschätzen.
Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio
In einem großen Blutbild werden die weißen Blutkörperchen (die Leukozyten) differenziert. Die größte Gruppe stellen die Neutrophilen (Granulozyten) dar. Sie stellen zwischen 42 und 77 Prozent aller Leukozyten. Die zweitgrößte Gruppe sind die Lymphozyten mit 16 bis 46 Prozent. Beide zusammen stellen rund 90% aller Leukoyzten dar, die restlichen 10% verteilen sich auf Monozyten, sowie eosinophile und basophile Granulozyten. Ihre Verteilung unterliegt natürlichen Schwankungen und ist von der Immunlage, also beispielsweise akuten Infekten abhängig. Da ein großes Blutbild jedoch relativ regelmäßig bestimmt wird, kann man aus den Vergleichswerten eine relative Tendenz ableiten.
So zeigt sich bei einer hohen Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio von 3,5 (Neutrophilen 70% und mehr, Lymphozyten 20% und weniger, 70/20=3,5) und höher tendentiell eine TH-2-Dominanz. Denn typischerweise produziert das Immunsystem vermehrt neutrophile Granulozyten bei bakteriellen Infektionen, also extrazellulären Erregern.
Liegt die Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio unter 1,5 und darunter (Neutrohilen 52,5% und weniger, Lymphozyten 35% und mehr, 52,5/35=1,5), dann liegt mit höherer Wahrscheinlichkeit eine TH-1-Dominanz vor. Denn zur Abwehr intrazellulärer Erreger (Viren) und dem Abtöten kranker körpereigener Zellen wird vor allem die Lymphozyten-Produktion, nicht aber die Bildung der Neutrophilen hochgefahren.
Eine niedrige Neutrohilen-Lymphozyten-Ratio (auch Neutrophilen-Lymphozyten-Quotient, NLQ-Wert) wurde mehrfach als prognostisch günstiger Marker bei Krebserkrankungen ermittelt. Mit anderen Worten: Eine Aktivierung der TH-1-Abwehr schützt vor Krebs. Diese einfache Formel kann als Grundlage für die immunologische Krebstherapie bertrachtet werden, die wiederum die Zukunft der Krebsmedizin sein dürfte.
In diesem Zusammenhang interessant ist die Wirkung von einem Immunsuppressivum wie Kortison (als Medikament), das zur Unterdrückung der Entzündungen bei Automimmunkrankheiten eingesetzt wird. Die Neutrophilen schießen in die Höhe, meist zwischen 70 und 80%, während die Lymphozyten auf unter 20% sinken. Die Medikamente bewirken also eine massiven TH-2-Shift, der zwar die auotimmunen Entzündungen stoppt, aber auch zu einer starken Einschränkung der intrazellulären Abwehr führt. Ähnliches bewirkt übrigens starker Stress, der zu einer erhöhten (körpereigenen) Kortsiol-Produktion führt.
Ursachen einer gestörten Immunbalance
Zunächst sei noch einmal gesagt, dass eine (vorübergehende) Dysbalance normal, physiologisch und notwendig sein kann. Im Falle einer Infektion oder dem Vorhandensein von kranken Zellen, ist es die Aufgabe des Immunsystem entweder die intrazelluläre Abwehr (TH1-vermittelt) oder die extrazelluläre Abwehr (TH2-vermittelt) hoch zu fahren. So wie sich ein Motorradfahrer bei hoher Geschwindigkeit in die Kurve legen muss, nutzt das Immunsystem die vorübergehende Schieflage zur effektiven Eliminierung von fremden oder kranken Zellen. Deshalb muss man die Ergebnisse einer Zytokinmessung zur Bestimmung der Immunbalance immer im Kontext des aktuellen Geschehens betrachten.
Findet man beispielsweise eine relative Erhöhung von INF-g im Verhältnis zun IL-4 (also eine TH1-Dominanz), so sollte zunächst an eine virale Infektion gedacht werden. Auch eine seltene intrazelluläre bakterielle Infektion oder ein kanzerogenes Geschehen sollten im Zweifel ausgeschlossen werden. Hierzu müssen die Symptome des Patienten mit bekannten Krankheitsbildern abgeglichen und gegbenenfalls eine weiterführende Diagnostik eingeleitet werden. Erst wenn die genannten Möglichkeiten sicher ausgeschlossen werden konnten, kann man die Schieflage des Immunsystems als krankhaft definieren. Im Falle einer TH1-Dominanz wird man dann an ein autoimmunes Geschehen denken. So zeigt sich beispielsweise bei rheumatoider Arthritis oder bei Multipler Sklerose eine TH1-dominante Immunlage. Bei einer TH2-dominanten Immunlage finden wir wiederum gehäuft Allergien. Auch Krebserkrankungen sind bei einer TH2-dominanten Immunlage wahrscheinlicher. Denn eine mangelnde Aktivierung von Typ1-T-Helferzellen kann die rechtzeitige Phagozytose von Krebszellen beeinträchtigen. Eine therapeutische Aktivierung der TH1-Immunantwort kann in diesem Fall einen krebspräventiven Nutzen haben.
Die eigentlichen Ursachen einer krankhaften Dysblance des Immunsystems sind im Wechselspiel von genetischer Verlangung und dem Einwirken zahlreicher Umweltfaktoren zu suchen. Während wir unser Erbgut kaum beeinfluss können, können Umweltfaktoren geändert werden. Hierzu gehören in erster Linie die Ernährung, Genußmittel (wie Zigaretten, Alkohol, Koffein und andere), Toxine (aus der Nahrung, dem Trinkwasser, Zahnfüllstoffen u.ä.) und unsere Lebensweise (Schlaf, Umgang mit beruflichen und privaten Stressfaktoren). Von Quecksilber und Aluminium weiß man, dass sie zu einem TH2-Switch führen und die TH1-Abwehr schwächen. Alle genannten Umweltfaktoren beeinflussen unseren Stoffwechsel und unser Immunsystem. Bei einigen kann man mit einer gewissen Allgemeingültigkeit sagen, dass sie gesund oder schädlich sind – frisches reines Wasser gilt als gesund, während Zigaretten als ungesund gelten – während beispielsweise Nahrungsmittel gesund oder schädlich sein können. Schließlich können unverträgliche Nahrungsmittel bei dem Einen zu Allergien und Immunreaktionen führen, während der Andere sie gut verträgt und damit lebenswichtige Nährstoffe aufnimmt.
Symptome einer gestörten Immunbalance
Es gibt nicht DIE Symptome einer Dysblance des Immunsystems. Die Symptome leiten sich von der oft gewünschten Arbeit der Immunzellen ab, wie zum Beispiel Fieber und einer Schwellung der Nasenschleimhäute bei einem grippalen Infekt. Auch die klassischen Entzündungszeichen, die man häufig bei Infektionen wahrnehmen kann – wie Rötung, Schwellung,Überwärmung und Schmerzen – können Ausdruck einer notwendigen Abwehrreaktion sein.
Bei unerwünschten Reaktionen des Immunsystems, wie sie bei autoimmunen Krankheiten und allergischen Reaktionen auftreten, stehen die Symptome des entsprechenden Krankheitsbildes im Vordergrund.
Schwer zuzuordnen dürften die Symptome sein, wenn sie zu keiner bekannten Erkrankung passen. Hier liegt aber gerade der Nutzen einer labormedizinischen Messung der Immunbalance. Leidet der Patient beispielsweise an unerklärlichen Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Energielosigkeit, wandernden Schmerzen, Konzentrationsstörungen und Gefühlen des Vernebelt seins (englisch: „brain fog“) und so weiter, kann eine weiterführende Untersuchung des Immunsystems Sinn machen. Und zwar insbesonders dann, wenn durch die klassischen Diagnosverfahren bisher „nichts“ gefunden worden ist. So kann das große Blutbild unauffällig sein, die Leber- und Nierwerte sind normal, Entzündungsmarker wie CRP oder BSG sind unauffällig und es finden sich auch keine speziellen Hinweise auf eine Autoimmunkrankheit (wie Schilddrüsen-Antikörper, Rheumafaktoren und so weiter). Denn auch wenn (zum Glück noch) keine manifeste Erkrankung vorliegt, kann eventuell eine Dysbalance des Immunsystems vorliegen und gemessen werden. Und besonders in den Fällen, in denen keine schulmedizinische Diagnose einer Krankheit möglich war und dementsprechend auch nicht medikamentös behandelt werden kann oder soll, kann eine ganzheitliche Behandlung mit natürlichen Substanzen das Gleichgewicht im Immunsystem wieder herstellen.
Ganzheitliche Therapie der Immunbalance – das Immunsystem gezielt regulieren
Bei schulmedizinisch austherapierten chronischen Erkrankungen des Immunsystems oder im Einzelfall auch begleitend zur medikamentösen Therapie, kann eine ganheitliche und natürliche Regulatuion der Immunbalance unterstützend eingesetzt werden. Hierbei muss bedacht werden, dass Medikamente zur Behandlung von autoimmunen Störungen bereits in die Immunbalace eingreifen. Sogenannte Immunsuppressiva machen genau das. Daher ist es wichtig die Wirkung der angewandten Medikamente auf das Immunsystem zu kennen und in die Bewertung der Laborbefunde miteinzubeziehen. Zudem sollte den gewünschten Wirkungen von Medikamenten auch nicht mit pflanzlichen Mittel entgegengearbeitet werden. Eine ergänzende, komplementäre Therapie sollte sinnvoll auf die schulmediznische Therapie abgestimmt sein.
Regulierung der TH1 und TH2 Balance bei Autoimmunkrankheiten
Während schulmedizinisch Immunsuppressiva zur Regulation der Immunbalance eingesetzt werden, können zumindest leichtere Verschiebungen der Balance naturheilkundlich behandelt werden.
Auch wenn pflanzliche Wirkstoffe in der Regel nicht an die Wirkkraft synthetischer Medikamente herankommen – was meist auch nicht erwünscht ist – sollten sie nicht einfach mit medikamentösen Immunsuppressiva kombiniert werden. Zum einen könnten Sie deren Wirkung nämlich verstärken, zum anderen auch abschwächen. Wenn aufgrund einer schweren Autoimmunkrankheit oder starken Allergien Medikamente genommen werden „müssen“, können pfanzliche Ergänzungen im besten Falle die Dosis der Medikamente und deren Nebenwirkungen reduzieren helfen. Hier ist, soweit möglich, eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt anzuraten.
Zudem wird eine ganzheitliche Therapie selten auf der Einnahme eines Einzelwirkstoffes basieren. Im Rahmen einer gezielten Ernährungsumstellung, einer Darmkur und der gezielten Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, können speziell immunregulierende Wirkstoffe miteinbezogen werden.
Einige Pflanzen finden sich in mehreren Gruppen wieder. Beispielsweise kann Grapefruitkernextrakt als Ganzes offenbar TH1 stimulieren, während das aus dem Extrakt isolierte Naringin (ein Polyphenol) offenbar genau das Gegenteil bewirkt. Dasselbe gilt für Kurkuma und Curcumin.
Im Folgenden eine Auflistung verschiedener Nährstoffe und natüricher Substanzen mit Ihrer Wirkung auf die Immunbalance.
Nicht alles ist für jeden gut – die passenden Substanzen zur Regulierung der Immunbalance
Substanzen die TH1 stimulieren und eine TH2-Dominanz dämpfen können
- Astragaluswurzel (Tragant) -> erhöht IFN-gamma, reduziert IL-4
- Ashwagandha (Schlafbeere) -> erhöht IL-2 und IFN-gamma, reduziert IL-4
- Echinacea
- Beta-Glukane aus Maitakepilz und anderen Heilpilzen
- Süßholzwurzel (Lakritze)
- Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
- Granatapfel
- Grapefruitkernextrakt -> erhöht IFN-γ
- Kurkuma
- Schwarzkümmelöl -> erhöht die IFN-γ/IL-4 – Ratio
- Schilddrüsenhormone (stärken Virusabwehr)
- Glutathion (verbessert Virusabwehr)
- Selen
- Zink (erhöht INF-gamma, senkt IL-4 und IL-17)
- Arginin (regt NO-Bildung an), (stärkt TH1, allerdings auch Nährstoff für Herpes-Viren)
- Vitamin C
Substanzen die TH2 stimulieren und eine TH1-Dominanz dämpfen können
- Koffein
- Grüntee-Extrakt
- Naringin aus Grapefruitkern-Extrakt
- Pinienrinden-Extrakt
- Silberweiden-Extrakt
- Lycopin (gehört zu den Carotinoiden, aus Tomaten)
- Resveratrol (Antioxidans aus Weintrauben)
- Pycnogenol (Kiefernrindenextrakt)
- Omega-3-Fettsäuren
- Cannabis (THC)
- Bromelain (Ananas-Enzym) -> senkt INF-gamma
Bei TH1-dominanten Erkrankungen, insbesondere Autoimmunkrankheiten, ist die Dämpfung der TH-1-Antwort gewünscht. Hier haben die entsprechenden Substanzen demnach eine therapeutische Wirkung. Bei viralen Infektionen oder Krebserkrankungen können sich diese Substanzen jedoch dosisabhängig ungünstig auswirken.
Hier wird es nun etwas kompliziert. Ich möchte eine mögliche paradoxe Wirkung am Beispiel von Cannabis erklären. Es konnte gezeigt werden, dass Cannabis in der Lage ist, Krebszellen abzutöten, indem es den natürlichen Zelltod (Apoptosis) der kranken Zellen auslöst. Soweit, so richtig. Cannabis könnte also Krebs heilen. Auf der anderen Seite führt Cannabis (THC) zu einem TH2-Shift im Immunsystem. Das heißt, es schwächt die TH1-Abwehr indem es die entsprechenden Zytokine herunterreguliert. In einer Studie erklären Forscher das Paradoxon, dass bestimmte Krebsarten keine oder zu wenig Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) hätten und damit die krebstötende Eigenschaft des Cannabis ausbliebe. Da aber gleichzeitig die TH1-Abwehr und damit das immunologische Abtöten der Krebszellen ausbliebe, würde Cannabis in diesen Fällen das Krebswachstum sogar fördern. Sollte Cannabis in Zukunft also in der Krebstherapie eingesetzt werden, wäre eine vorherige Untersuchung der Cannabinoid-Rezeptoren bei den behandelten Individuen wichtig.
Substanzen die sowohl TH1 als auch TH2 modulieren (regulieren)
- Probiotika
- Vitamin A
- Vitamin E
- Vitamin C
- Colostrum (Erstmilch von Kühen)
Substanzen, die TNF-alpha dämpfen und damit v.a. TH1 dominante Erkankungen lindern können (allgemein entzündungshemmend)
- Boswellia (Weihrauch) (Boswellia careterii Eritrea stärker als Boswellia serrata)
- Urtica urens (Brennessel-Extrakt)
- Harpagophytum (Teufelskralle)
- Bromelain (Ananas-Enzym)
- Resveratrol (hemmt TNF-alpha, IL-1 und IL-6)
- Curcumin (Kurkuma-Extrakt)
- Omega-3
- Silymarin (Mariendistel-Extrakt)
- Coenzym Q10
- S-Adenosylmethionin (SAM)
Substanzen, die die T-Regulatorzellfunktion verbessern (immunregulierend wirken)
- Vitamin D
- Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) (senken TNF-alpha und IL17)
- Glutathion
Pelargonium sidoides Extrakt (Umckaloabo) aktiviert TH-1 und TH-2
Das bekannte Erkältungsmittel Umckaloabo aktiviert die pro-inflammatorischen Zytokine TNF-α (Th1-Zytokin) und IL-6 (Th2-Zytokin) und führt so zu einer ausgewogenen Stimulierung des Immunsystems. Dementsprechend stärkt es die Abwehrkräfte sowohl gegen Viren, als auch gegen Bakterien.
Substanzen die IL-17 senken und damit entzündunghemmend wirken
- Oleuropein (aus Olivenblattextrakt)
Individuell und zeitlich abgestimmte Einnahme von NEM wichtig
Die Erkenntnisse über die immunologischen Wirkungen von Substanzen und Nahrungsergänzungsmitteln zeigen vor allem eines: Nicht alles ist für jeden und zur selben Zeit auf die gleiche Weise gut oder schlecht. Die Einnahme von immunregulierenden Substanzen und NEM sollte individuell und zeitlich abgestimmt erfolgen, um die besten Resultate zu erzielen.
Die individuell verschiedene Immunlage kann erklären, warum bestimmte Vitalstoffe und Pflanzen bei dem Einen wahre Wunder bewirken und von dem Anderen überhaupt nicht vertragen werden. Und nicht selten erlebt ein und die selbe Person das Phänomen, dass eine bestimmte Substanz ihr manchmal ausgesprochen gut tut und ein ander Mal gar nicht bekommt.
Nehmen wir an, eine Person neigt zu einer TH1-dominanten Immunlage. Die Einnahme von Substanzen die einen TH2-Shift bewirken, lindern bei ihr Symptome von chronischen Entzündungen. Im Falle eines akuten viralen Infektes verschlimmern sich jedoch die Symptome unter der Einnahme der selben Substanzen. Jetzt wäre es vorübergehend sinnvoll die TH1-gesteuerte Abwehr von Viren mit geeigneten Nährstoffen zu unterstützen. Nach druchstandenem Infekt ist es für dieselbe Person sinnvoll, wieder zu dem gewohnten Einnahmeregime TH2-stärkender Mittel zurückzukehren.
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14 thoughts on “TH1/TH2 Immunbalance – Funktioniert mein Immunsystem normal?”
Vielen herzlichen Dank für diese tolle und ausführliche Erklärung.
So kann auch ein Otto-Normal-Verbraucher verstehen wie das Immunsystem funktioniert.
Schlimm finde ich, daß Sie 500 km von mir entfernt ihre Praxis haben. Könnten Sie mir bitte sagen ob bei Post Covid das Immunsystem mehr nach TH1 oder TH2 verschoben ist? Nach dem Artikel würde ich sagen nach TH1, meine Symptome sprechen für TH2
Lieben Gruß aus Franken
Sabine
Hallo Sabine,
vielen Dank für Deinen Kommentar, den ich leider erst jetzt entdeckt habe.
Bei den meisten Post-Covid-Fällen sehe ich ein schwaches TH1, also ein erschöpftes Immunsystem. Das kann rechnerisch in einer TH2-Dominanz münden, ist aber kein TH2-Shift, da IL-4 nicht erhöht ist. Vielmehr sind IFN-gamma und IL2 meist vermindert und das Immunsystem sollte gestärkt werden. Vitamin C (oral und i.v.), Zink, Selen usw. sind häufig angezeigt.
LG aus Berlin,
Reinhard
Hallo, ein äußerst interessanter und bemerkenswerter Artikel. Dankeschön! Ich bin Krankenschwester und habe nach der Boosterimpfung eine Alopezia Universalis entwickelt. Kann man mir dann nur mit einer Immunsuppression helfen oder gibt es eine positive Aussicht, die Immunbalance mit gezielter Ernährung in den Griff bekommen? Beraten Sie auch online? Bin leider nicht aus Berlin. Dankeschön für Ihre Antwort.
Hallo Helena,
eine Messsung der Immunbalance ist sicherlich sinnvoll. Daraus können sich Therapieschritte ableiten.
Schreiben Sie mir zu den persönlichen Fragen gerne eine Email.
LG
Reinhard Clemens
Hallo,
können Sie aus Erfahrung sagen, wie lange es dauern kann bis sich eine Immunbalance einstellt, wenn man die empfohlenen Substanzen zu sich nimmt?
Grüße
Andreas
Hallo, nein eine generelle Aussage kann man hierzu nicht treffen. Dazu ist das zu komplex und individuell. Empfehlenswert ist es zunächst per Labor die genauen Werte zu ermitteln und dann im Verlauf der Therapie zu kontrollieren. Ich arbeite hierzu meist mit dem IMD-Labor. Dort kann man auch die individuelle Wirksamkeit von Substanzen auf die eigene Immunbalance testen lassen.
Lieber Herr Clemens!
Ihre Seite und Artikel sind ganzganz toll! Ich habe eine Frage..wie ist dies gemeint:….”Einige Pflanzen finden sich in mehreren Gruppen wieder. Beispielsweise kann Grapefruitkernextrakt als Ganzes offenbar TH1 stimulieren, während das aus dem Extrakt isolierte Naringin (ein Polyphenol) offenbar genau das Gegenteil bewirkt. Dasselbe gilt für Kurkuma und Curcumin.” Ist hier schlussendlich gemeint, dass Kurkuma TH1 Stimuliert, hingegen aber Curcumin TH2?
Und dann wollte ich noch fragen, es klingt sehr naiv gerechnet, aber ich fürchte mcih vor Krebs so sehr…wenn ich durch meine Gräserallergie eher ein TH2 lastiges Immunsystem habe, aber gleichzeitig auch eine eher leichte Psoriasis, ist das dann sozusagen ausgeglichen? Ich glaube, dass diese Frage sehr doof ist,aber stelle sie leider…
Beste Grüße Epha
Liebe Epha,
es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung von Pflanzenstoffen auf die Immunlage beschäftigt haben. Diese kamen teils zu ähnlichen, teils zu widersprüchlichen Ergebnissen. U.a. spielt dabei eine Rolle, ob der ganze Pflanzenextrakt dabei verwendet wurde oder nur ein extrahierter Wirkstoff. Letztlich können dieselben Stoffe von Mensch zu Mensch eine andere Wirkung auf das Immunsystem entfalten, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Reaktion hoch ist. Bei manchen Laboren kann man die Immunwirkung von Pflanzenstoffen auf das eigene Blut testen lassen. Hiermit kann man die individuelle Stimulierung oder Hemmung einer TH1-, bzw. TH2-Reaktion bei sich testen lassen.
Ob sich die Immunlage bei gleichzeitiger Gräserallergie und Psoriasis quasi ausgleicht, kann man so pauschal nicht beantworten. Hier wäre eine Labormessung sinnvoll. Theoretisch ist dies denkbar. Interessant ist, dass bsp. Viren Autoimmunkrankheiten auslösen/ triggern können. Die TH1-Antwort wird natürlicherweise zur Virenabwehr hochgefahren. Stoppt die TH1-Antwort nach erfolgter Virenabwehr nicht mehr, könnten autoimmune Reaktion ausgelöst bzw. verstärkt werden. Eine starke Immunsuppression zur Behandlung einer Autoimmunkrankheit schwächt andererseits das Immunsystem. Man kann so anfälliger werden für Infekte, auch krankhafte Körperzellen (z.B. entartete Zellen) könnten schlechter abgebaut werden.
Viele Grüße
Danke für diese ausführlichen Erläuterungen und die übersichtliche Darstellung. Ich habe endlich verstanden, wie das Immunsystem funktioniert und wie ich es wieder in Gleichgewicht bringen kann.
Danke für diesen fundierten und ausführlichen Artikel!
Vielen Dank für Ihr Feedback!
Lieber Herr Clemens
Super Artikel! Und vielen Dank, dass sie auch noch fragen beantworten. Nicht selbstverständlich. Bei mir ist die Immunlage beim IGL gemessen worden. INF-g klar erniedrigt und IL-4 klar überhöht. Daraus ist ein TH2 Shift abgeleitet worden. Im Großen Blutbild zeigt sich aber gleichzeitig: Neutrophile niedrig und Lymphozyten hoch, das Verhältnis ist nahe 1 (würde für TH1 Dominanz sprechen). Wie ist das zu erklären? Allergien habe ich übrigens seit Kindertagen. Im Labor ist aber auch autoimmunes Geschehen nachgewiesen: Autoantikörper gegen GPCR.
Danke für Ihre geschätzte Antwort
Thor
Hallo Thor,
die Verbindung zwischen Neutro-Lympho-Ratio und TH1-TH2 Lage ist eine statistische. Individuell kann das Bild anders aussehen. Bei Ihnen könnte das parallele Vorhandensein von Allergien (TH2-Shift) und autoimmunen Reaktionen (hohe Lymphozyten) erklärend sein. Das kommt in der Praxis vor. Wichtig zu verstehen ist, dass die TH1-Th2-Ratio kein Dogma ist, sondern Tendenzen aufzeigt.
LG,
Reinhard Clemens
Weihrauch ist wirklich sehr empfehlenswert, ich selber nehme es in Form von Kapseln zu mir und bin sehr zufrieden mit der Wirkung.
LG,
Tanja