
Cistus incanus – Foto: fotolia.com
Forscher des Helmholtz Zentrums München konnten in vitro die Wirkung der Heilpflanze Cistus incanus gegen HI- und Ebola-Viren nachweisen. Das geht aus einer Pressemitteilung vom 2. Februar 2016 hervor. Demnach blockieren die Pflanzenextrakte das Andocken der Viren an menschliche Zellen.
Cistus inaktiviert HI-Viren ohne Resistenzbildung
Untersucht wurden HI-Viren vom Typ 1 und 2, darunter solche die bereits Resistenzen gegen Medikamente zur Bekämpfung des AIDS-Erregers entwickelt haben. Die Cistus-Extrakte konnten dabei in allen Experimenten die HI-Viren inaktivieren. Auch nach 24-wöchigen Tests wurden dabei keine Resistenzen festgestellt. Die antivirale Wirkung geht auf die Blockierung der viralen Proteinhülle zurück, wodurch sich Viren nicht an die Wirtszellen anheften konnten.
Cistus auch wirksam gegen Ebola-Viren
Ähnliche Effekte konnten gegen Ebola-Viren gezeigt werden. Auch hier verhinderten die Zistrosen-Extrakte, dass sich die Viruspartikel an die Zellkulturen anheften konnten.
Vollends überrascht waren die Wissenschaftler dennoch nicht von der positiven Wirkung der Pflanzenextrakte. Vielmehr konnten sie die antivirale Wirkung von Cistus incanus aus früheren Studien und seiner Verwendung gegen virale Infekte bestätigen. Sogar gegen Influenza-Viren hatte sich der Cistus-Extrakt in vitro bereits als wirksam erwiesen.
Neue Perspektiven der AIDS- und Ebolamedizin
Prof. Dr. Ruth Brack-Werner und Dr. Stephanie Rebensburg vom Institut für Virologie (VIRO) des Helmholtz Zentrums empfehlen trotz der positiven Ergebnisse ihrer Studie vorerst nicht die Anwendung von Cistus-Extrakten zur Behandlung von HIV und Ebola. Zwar sei aufgrund früherer Studien auf eine sichere Anwendung der Zistrose zu schließen, allerdings müsse das Potential und die Wirksamkeit der im Reagenzglas gefundenen Ergebnisse erst in breit angelegten in vivo Studien ausgelotet werden.
Zunächst müsse ergründet werden, welche Bestandteile von Cistus für die antivirale Wirkung verantwortlich sind. Dann müssen diese pharmakologisch getestet werden. Bestätigen sich die antiviralen Wirkungen am Menschen, wären verschiedene Anwendungsmöglichkeiten denkbar. So könnten spezielle cistushaltige Cremes hergestellt werden, die als Mikrobizide die Übertragung von Viruspartikeln unterbinden. Auch die Kombination mit anderen antiviralen Pflanzenextrakten – z.B. Pelargonium sidoides (enthalten in: Umckaloabo®) – könnte neue Perspektiven in der Behandlung gefährlicher Viruserkrankungen aufzeigen.
Quellen:
Ehrhardt et al: A polyphenol rich plant extract, CYSTUS052, exerts anti influenza virus activity in cell culture without toxic side effects or the tendency to induce viral resistance. Antiviral Res. 2007 Oct;76(1):38-47. Epub 2007 Jun 4. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17572513
Helfer et al: The root extract of the medicinal plant Pelargonium sidoides is a potent HIV-1 attachment inhibitor. PLOS ONE (2014), doi: 10.1371/journal.pone.0087487.
Helmholtz Zentrum München: Extrakte aus der Zistrose: Antivirale Aktivität gegen HIV und Ebolaviren in Zellkulturen. Pressemitteilung vom 2. Februar 2016
Klaus et al: Cistus incanus (CYSTUS052) for treating patients with infection of the upper respiratory tract. A prospective, randomised, placebo-controlled clinical study. Antiviral Res. 2009 Dec;84(3):267-71. doi: 10.1016/j.antiviral.2009.10.001. Epub 2009 Oct 12.
Rebensburg et al: Potent in vitro antiviral activity of Cistus incanus extract against HIV and Filoviruses targets viral envelope proteins. Scientific Reports 6, Article number: 20394 (2016), doi:10.1038/srep20394